32-faches Risiko - fragwürdig? (Allgemeines)

Boggy, Samstag, 09.04.2022, 16:12 (vor 742 Tagen)

Ich bleibe immer wieder bei einem Punkt hängen, der die Harvard-Studie zu einem möglichen Zusammenhang von MS und EBV, veröffentlicht in "Science", betrifft.

Quelle:
https://www.science.org/doi/10.1126/science

Gerade lese ich nämlich wieder einmal, in der dmsg-Zeitschrift "aktiv", 1/2022, vom angeblich 32-fachen Risiko nach einer EBV-Infektion an MS zu erkranken.

Zunächst mal dieser Punkt:
In fast allen Veröffentlichungen, die ich kenne, wird genau dies immer wieder hervorgehoben: 32-faches Risiko!
Eine spektakuläre Zahl. Da kann man sich des Interesses der Leser schon ziemlich sicher sein. Das klingt bedrohlich => Jeder, der sich mit EBV infiziert hat also angeblich ein 32-faches Risiko, an MS zu erkranken.
Das wird beinahe genüßlich präsentiert.

Es wird präsentiert als allgemeine Aussage; also nach dem Motto: diese Harvard-Studie hat genau dies herausgefunden, allgemeingültig.

Ich habe dazu Fragen:
Stimmt das? Kann man aus der Harvard-Studie allgemeingültig ableiten, daß nach einer EBV-Infektion ein 32-faches Risiko, an MS zu erkranken, besteht?
Oder ist es nicht eher so, daß eine seriöse Aussage so lauten müßte: für die Harvard-Studie und deren Teilnehmer gilt, daß nach einer EBV-Infektion ein 32-faches Risiko, an MS zu erkranken, besteht. Also NUR auf die Studie bezogen!

Wie läßt sich eine Verallgemeinerung rechtfertigen, begründen?
Darauf habe/finde ich keine Antwort.

Das kann an meinen begrenzten Fähigkeiten, solche Studien zu "lesen", zu verstehen, liegen!!
Deshalb u.a. bringe ich das hier nochmal ein.

Meine Vermutung, so, wie ich es verstehe, ist folgende:
Es blieben in der Studie letztlich nur 33 Teilnehmer ohne MS vor der EBV-Infektion übrig. Einer hatte auch nach der Infektion keine MS.
Bleiben also 32 übrig.

Und ist es nun wissenschaftlich zulässig, aus diesen 32 Teilnehmern mit anschließender MS ein 32-faches Risiko, an MS zu erkranken, abzuleiten -- und dies zu verallgemeinern, und damit von einem generellen 32-faches Risiko, an MS zu erkranken, zu sprechen, und nicht nur von einem Ergebnis, das sich nur auf die Studie bezieht?

Ein Hilfsgedanke:
Dieses krasse Mißverhältnis von überhaupt mit EBV infizierten Menschen in der Gesamtbevölkerung zum Anteil der an MS erkrankten Menschen, kann dabei ein angeblich 32-faches Risiko, an MS zu erkranken, noch plausibel sein? Müßten es nicht unter diesen Umständen viel mehr Menschen sein.

Ich weiß, nun kommt in allen Publikationen der Hinweis, daß auch noch andere Faktoren hinzukommen müßten.
Was aber kaum jemanden davon abhält, von der "Hauptursache der MS" zu sprechen, oder - gemäßigter - von "zwar wohl notwendig, aber alleine nicht ausreichend".

Mir kommt das Vorgehen und Verhalten der Beteiligten fragwürdig vor. Aber mehr als dies hier, kann ich nicht zusammentragen.

Falls jemandem etwas dazu einfällt, würde ich mich freuen.

Gruß
Boggy

(Könnte der Hausmeister wieder freundlicherweise Tags setzen? => EBV, Epstein-Barr-Virus )

--
Um unserer persönlichen und gesellschaftlichen Freiheit willen müssen wir immer wieder die Saat des kritischen Verstandes und des begründeten Zweifels säen.

Tags:
EBV, Epstein-Barr-Virus


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