2. Fall: Petra S. (Allgemeines)

W.W., (vor 3690 Tagen) @ W.W.

Ich habe eingangs darüber geklagt, dass es so schwer ist, das zu vermitteln, was ich für so offensichtlich halte, dass nämlich fast alle Schübe im Rahmen von lebensgeschichtlichen Belastungen auftreten. Nun ist Stress nicht gleich Stress, und ohne Stress wäre unser leben nicht nur langweilig, sondern auch ungesund, aber es gibt eine Art von Stress, der ungesund ist und bei der MS eine erhebliche Rolle spielt. Wir nennen das Disstress und verstehen darunter unangenehme, belastende Situationen, für die es keine einfache Lösung gibt. Dazu gehören eine unglückliche Ehe, eine nervtötende Schwiegermutter genauso wie ein unangenehmer Chef...

Aber all dieses lässt sich nicht idealtypisch formulieren, so dass ein Beispiel für alle steht. Es ist eher so, dass jedes Beispiel nur für sich selbst steht. Darum will ich bei dem eingeschlagenen Weg bleiben, wenn8, 9 oder 10 Situationen, in den eine MS entstanden ist, und die wirklich so passiert sind (natürlich mit verändertem Namen), lassen - so hoffe ich wenigstens - erahnen, was hier mit 'psychosomatisch' gemeint ist.

Fall 2: Petra S. ist Pianistin. Sie ist nicht berühmt, aber erfolgreich. Sie schwärmt, wie ich, von Mozarts C-Dur-Klavierkonzert. Sie ist mit einem Banker verheiratet.

Ihre MS begann 2002 mit einer Sehnervenentzündung, als ihr Hund starb. Ihre Eltern ließen sich scheiden, als sie 4 Jahre alt war. Er war von Beruf Lehrer, und sie liebte und verehrte ihn auch nach der Scheidung, aber er hatte zwei Seiten: Auf der einen konnte er sehr charmant sein, auf der anderen neigte er zum Jähzorn.

Später half er ihr, das Musikstudium zu finanzieren, machte aber seine Zuwendungen davon abhängig, dass sie sich um ihn kümmerte und dem entsprach, wie er sie gern haben wollte. Er starb 2013 an den Folgen eines Schlaganfalls. Sie und ihre Halbgeschwister entscheiden, dass die Apparate abgestellt wurden. Er starb in der Nacht darauf, und es war keiner bei ihm.

Darauf entwickelte sie eine Angstsymptomatik und eine Schwäche der Beine mit Lhermitteschem Zeichen.

Beurteilung: Die Diagnose der MS ist sicher: Symptomatik, Schübe, NMR und Oligoklonale. Das NMR zeigt einen MS-typischen, aber leichtgradigen Befund. Ich persönlich meine durchaus, dass der Tod eines Hundes zum Ausbruch einer MS bzw. zu einem Schub führen kann, obwohl sich gestandene Neurologen darüber lustig machen. Aber es ist nicht selten so wie im Fall von Petra, dass die Sache verwickelter ist.

W.W.

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