Ist die MS eine psychosomatische Krankheit? (Allgemeines)

Boggy, (vor 3690 Tagen) @ W.W.

Ich denke, auch die Migräne hat erhebliche psychosomatische Anteile und auch das Asthma und die Colitis ulcerosa. Dennoch ist die MS etwas anderes. Ich glaube, es liegt daran, dass sich im Gehirn seelisch und körperlich nicht mehr so richtig voneinander unterscheiden lassen. Sie liegen zu eng beieinander und verzahnen sich.


Nun möchte ich doch noch einmal kurz einsteigen, weil wir hier vielleicht doch auf einem fruchtbareren Weg sind. Ich möche auf den Neurologen Kurt Goldstein verweisen, der wohl als erster eine ganzheitliche Theorie des Organismus entwickelt hat. Grundlage dafür war seine Arbeit mit hirnverletzten Soldaten aus dem Ersten Weltkrieg.

Er sagt radikal, daß der Orgnaismus eine Einheit von Körper, Geist und Seele IST. Wenn wir hier Unterscheidungen machen, und so tun, als wären Körper, Geist und Seele trennbar/getrennt, dann geschieht dies nur, damit wir überhaupt darüber reden können und uns besser ein Bild machen können. Wir dürfen aber nicht vergessen, daß wir auf diese Weise von der tatsächlichen Realität des Organismus abstrahieren. Körper, Geist und Seele (ich glaube, Goldstein sagt nur "Körper und Seele", weiß ich gerad nicht mehr genau), jedenfalls Körper, Geist und Seele existieren nicht als "Einzelteile".

Insofern ist jede Krankheit "psychosomatisch", was dann allerdings keine besondere Aussagekraft mehr hat, wie Julia und Sie selbst ja auch sagen.
Und noch weiter: wir sind Teil eines "Feldes". Teil einer Umwelt, die ebenfalls auf uns wirkt, ebenfalls untrennbar. Manchen Kräften von außen können wir nicht entkommen. Insofern ist jede Krankheit etwas, das im Feld entsteht, aus dem Zusammenspiel von Körper/Seele/Geist/Umwelt. Aber das hilft uns konkret auch nicht viel weiter.

"MS ist multifaktorell bedingt" ist keine schlechte Aussage.

W.W.

PS: Ich studiere gerade den Tristan-Akkord. Er ist großartig. Allmählich entwickele ich mich zu einem richtigen Wagner-Fan.

Ebenfalls P.S. Als ich zum ersten Mal den "Tristan" ganz gehört habe, hatte ich das Gefühl, von Anfang an in einem riesigen musiklaischen Spannungsbogen gefangen zu sei. Bis zum Ende. Große Qual, viel Leid, leidvolle Sehnsucht, und nur zwischendurch eine paar heilsamere Momente des liebenden Mitgefühls. Der Anfangsakkord gibt den Startschuß.

Gruß
Boggy

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