Psychotherapie - ein Abenteuer für nicht jedeN (Allgemeines)
Ob und was nun im Einzelfall hilfreich ist - wer könnte sich darüber pauschal ein globales Urteil erlauben, ohne sich allenfalls gänzlich lächerlich oder sektenhaftem Denken verdächtig zu machen?!
Je besser sich TherapeutInnen, ihre eigenen Schwächen kennen, desto hilfreicher bzw. weniger übergriffig sollten sie wirken können, und je nachdem (Wohnort, Attraktivitätsgrad des Klienten...) mag es fast unmöglich oder aber ganz einfach sein, eineN passendeN TherapeutIn zu finden.
Das ist zunächst einmal schon ein wichtiger Punkt!
Psychoanalyse ist dabei nach wie vor ein besonders intensives, aufwendiges, wie ich finde im Idealfall erschütternd grundsätzlich wirkendes Verfahren, quasi eine Weltanschauung, und wer lieber zur Tablette greift, um auch psychische Schmerzen loszuwerden, der/die geht besser zum Psychiater und allenfalls noch zum Verhaltenstherapeuten.
Von der klassischen Psychonanalyse halte ich nicht viel. Sie ist tatsächlich mehr eine Ideologie, mit Rückgriffen auf mythische Erzählungen. Und ihre Wirksamkeit finde ich eher zweifelhaft. usw. Käme noch mehr dazu, ist aber hier egal.
(Was aber dem Respekt gegenüber Sigmund Freud keinen Abbruch tut. Er hat unter schwersten Bedingungen beinah Revolutionäres geleistet.)
Ob und wem Psychotherapie nun also hilft - im Zweifelsfall mag es gewagt werden (oder quasi fast alternativlos sein?), es gibt ganz unterschiedliche Ansätze und für den Laien mag es schwer sein, auch nur annähernd den Überblick zu behalten und es gilt, sich zu informieren und es zu versuchen.
Ich glaube zunächst einmal, um bei der MS zu bleiben, daß eine seriöse Psychotherapie hilfreich sein kann, wenn durch die Krankheit MS auch psychischen Belastungen und psychische Probleme zusätzlich entstehen.
Daß so etwas passieren kann, ist naheliegend bei all den Erschütterungen, die wir im Laufe der Erkrankung bewältigen müssen.
Es gibt imho seriöse Therapien eines Weges, der sowohl die Kindheit berücksichtigt, ohne sie überzubewerten, und gleichzeitig die Arbeit im Hier und Jetzt, an aktuellen Schwierigkeiten, begeht, z.B. die Gestalttherapie.
Und es gibt Therapien jenseits der Psychoanalyse und deren Ableger, z.B die Verhaltenstherapie, und viele dieser Therapien nähern sich respektvoll dem Klienten, und vermeiden es, ihm Interpretationen des Therapeuten aufzudrücken.
Diese Therapien zeichnen sich duch eine phänomenologischen Grundhaltung aus.
So eine Haltung in der Psychotherapie begrüße ich.
Gruß
Boggy
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Um unserer persönlichen und gesellschaftlichen Freiheit willen müssen wir immer wieder die Saat des kritischen Verstandes und des begründeten Zweifels säen.