Vision (Straßencafé)
Einst sprach Herr Boggiwitz:
„Ich hatte - oh Schauder - eine Vision.
Ich sah ein Forumkulus in großer Verwesung.
Durchsetzt mit Giften des Verfalls,
Untat täuschender Täuschung,
aufgedunsen, blauschwarz gefärbt,
in Fäulnis übergegangen,
von Krähen oder Raben oder Geiern zerfressen,
von Hunden oder Schakalen zerfleischt,
und von vielerlei Würmern zernagt,
und umher standen JeWalinis und mehr,
untot und wiedergängerisch,
Verursacher und Verbreiter,
ihre Unschuld triumphierend beteuernd,
und doch wohlwissend ob ihrer eigenen Tat.“
Antwortete Herr Weißichdoch:
„Aber, Herr Boggiwitz; wisset Ihr doch,
wer Visionen hat, gehe zum Arzt.“
Antwortete zweifelnd Herr B.:
„Oh, ja! Was aber, wenn …“
Antwortete Herr W.:
„Ja, wenn …
Drum wisse, was weiseste Erda einst sprach:
'Wie alles war, weiss ich;
wie alles wird, wie alles sein wird,
seh' ich auch:
der ew'gen Welt Ur-Wala,
Erda, mahnt deinen Mut. …
Höre! Höre! Höre!
Alles, was ist, endet.
Ein düstrer Tag dämmert den Göttern:
dir rat' ich, meide den Ring!‘
Euch rat ich nun,
was immer Ihr schautet,
meidet den Ring
des Forumkulus,
ewiger Wiederkehr fälschenden Waltens,
und trügenden Wahns.
Geht, bis läuterndes Feuer
verzehrt hat das Gift.“
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Um unserer persönlichen und gesellschaftlichen Freiheit willen müssen wir immer wieder die Saat des kritischen Verstandes und des begründeten Zweifels säen.