Tod (Straßencafé)
Ich weiß, dass heute Abend der Film "Tod" in der ARD kommt und freue mich schon darauf. "Freuen" ist vielleicht der falsche Ausdruck, so am 1. Tag des neuen Kirchenjahres, wo es ja um die Überwindung des Todes geht. Aber ich schätze Ferdinand von Schirach sehr, und ich diskutiere viel mit meiner Tochter über das Thema, die ja in der Altenpflege arbeitet.
Was mich als alten Menschen beunruhigt? Das ist schwer zu sagen, und mir fallen dazu zunächst einmal nur Geschichten ein. Z.B. die Geschichte, die in einmal in einem Science-fiction-Film gesehen habe. Meiner Erinnerung nach beginnt er mit einer unabsehbaren Reihe weißgekleideter älterer Menschen, die vor einem großen Tor auf Einlass warten.
Wenn ich mich recht erinnere, geht es darum, dass in einer zukünftigen Zeit, alle Menschen mit 60 sterben müssen und diesen Tag wie einen Feiertag genießen. Leider habe ich den Titel des Films vergessen.
Dazu die Geschichte, als ich einmal in Bombay war, wo die Zarathustra-Sekte sich nach ihrem Tod bestatten und von Geiern auffressen lässt.
Das Thema ist also unerfreulich, und ich glaube, dass es ein Tabu ist. Aber Tabus bezeichnen immer eine Angst und nie eine Lösung. Ich glaube, dass wir die Tragekapazität der Erde schon längst erreicht haben, und dass es zu Mord und Totschlag führen wird, wenn wir uns weiter vermehren und unsere Lebenserwartung weiter steigern.
Nicht nur die Unterschiede zwischen arm und reich werden zunehmen, sondern es muss auch blutige Verteilungskämpfe geben. Aber wir verschließen möglicherweise wegen eines falsch verstandenen Humanitätsideal unsere Augen davor.
Ich glaube, der Film heute Abend wird uns aufstören!
W.W.