neue Leitlinien + Kortison (Allgemeines)

Boggy, Montag, 09.08.2021, 15:31 (vor 990 Tagen) @ Boggy

Quelle:

https://dgn.org/wp-content/uploads/

S. 23 ff
"Therapie mit Glukokortikosteroiden
Die Behandlung des MS-Schubs mit Methylprednisolon (MP) gilt als etablierter
Therapiestandard (Grauer et al. 2001; Multiple Sclerosis Therapy Consensus Group
2008), auch wenn hierfür nur wenige aussagekräftige Studien vorliegen (siehe
Tabelle A1).

In einem Cochrane-Review wurden randomisierte und doppelblinde
kontrollierte Studien mit Glukokortikosteroiden (GKS) oder ACTH gegen Plazebo bei
akuten MS-Schüben, die bis 2013 publiziert wurden, verglichen (Citerro et al. 2013).
Demnach wurden zwischen 1961 und 1998 sechs Studien durchgeführt, in denen
insgesamt 377 Patienten (199 GKS, 178 Plazebo) randomisiert wurden.

In vier Studien
wurde Methylprednisolon (MP) (140 Patienten) und in zwei Studien ACTH (237
Patienten) untersucht. MP und ACTH wirkten sich günstig auf eine Besserung von
Schüben innerhalb der ersten fünf Behandlungswochen aus.
Nicht belegt werden
konnte, dass neue Schübe oder eine Zunahme der Langzeitbehinderung verhindert
werden.
Indirekte Vergleiche fanden eine bessere Wirkung von MP als ACTH. Der
Abstand (weniger oder mehr als zwei Wochen) zwischen Schubbeginn und
Randomisierung war nicht prädiktiv für das Ansprechen.

In einer größeren Studie bei Patienten mit Optikusneuritis als möglicher
Erstmanifestation einer MS wurde der Effekt einer hoch dosierten GKS-Therapie
gegen eine niedriger dosierte orale Therapie oder Plazebo untersucht; nur 6 % der
Patienten hatten bereits die Diagnose einer MS (Beck et al. 1992).

Bezüglich des
Kontrastsehens und des Gesichtsfelds (primäre Endpunkte) sowie des Visus
(sekundärer Endpunkt) erholte sich die Hochdosis-Gruppe schneller als die
Plazebogruppe (Differenz am größten an Tag 4 und 15).
Nach Ablauf von sechs
Monaten zeigte sich zwischen den Therapiegruppen bezüglich des Visus kein
signifikanter Unterschied; Gesichtsfeld und Kontrastempfindlichkeit sowie das
Farbsehen in der hoch dosiert behandelten Patientengruppe waren aber besser.

Das Risiko, eine definitive MS zu entwickeln, war bei Patienten mit hoch dosierter
GKS-Therapie im Vergleich zu einer niedrig dosierten oder Plazebotherapie nicht
geringer (Beck et al. 1993 und 1995). Ebenso wenig zeigte sich ein Effekt auf das
funktionelle Ergebnis nach drei und fünf Jahren (Beck et al. 1995; Optic Neuritis Study
Group 1997).
(...)

Boggy

--
Um unserer persönlichen und gesellschaftlichen Freiheit willen müssen wir immer wieder die Saat des kritischen Verstandes und des begründeten Zweifels säen.


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