Ist Ozanimod besser als Gilenya? (Allgemeines)

W.W. @, Freitag, 01.10.2021, 16:09 (vor 936 Tagen)

Ozanimod ist ein Sphingosin-1-Phosphat-Rezeptor-Modulator. Sein Wirkungsmechanismus entspricht Fingolimod und Siponimod.

Zwei Phase-III-Studien (RADIANCE und SUNBEAM) haben gezeigt, dass Ozanimod wirksamer ist als Betainterferon, also 1. die Schubrate besser senkt und 2. auch die Zahl der neugebildeten Herde im MRT. Außerdem erwies es sich als gut verträglich.

Wie wirkt Ozanimod?
Sphingosin-1-Phosphat (S1P)-Rezeptor-Modulatoren verhindern den Übertritt von Lymphozyten aus den Lymphknoten ins Blut und zentrale Nervensystem. So wirken sie selektiv immunsuppressiv.
Ozanimod hält also Lymphozyten davon ab, von den Lymphknoten ins Gehirn bzw. Rückenmark zu gelangen.

Wie wird Ozanimod gegeben?
Ozanimod ist als Kapsel (0,23 mg, 0,46 mg und 0,92 mg) erhältlich und sollte einmal täglich eingenommen werden. Um das Risiko von Nebenwirkungen auf das Herz zu verringern, sollte die Dosis zu Beginn der Behandlung oder nach einer längeren Unterbrechung der Behandlung langsam gesteigert werden. Die Anfangsdosis beträgt während der ersten 4 Tage eine 0,23-mg-Kapsel täglich, während der folgenden 3 Tage (an Tag 5, 6 und 7) eine 0,46-mg-Kapsel täglich und ab Tag 8 eine 0,92-mg-Kapsel täglich.

Nebenwirkungen
Sehr häufig: Nasopharyngitis (Entzündung der Nase und des Rachens) und erhöhte Spiegel von Leberenzymen.
Ozanimod darf nicht bei Personen mit schweren Lebererkrankungen, schweren aktiven Infektionen, Krebs oder geschwächtem Immunsystemen angewendet werden, und es darf nicht bei Personen mit bestimmten Herzerkrankungen oder Personen angewendet werden, die kürzlich einen Schlaganfall, einen Herzinfarkt oder andere Herzprobleme hatten. Es darf auch nicht bei Schwangeren oder Frauen angewendet werden, die schwanger werden können und kein zuverlässiges Verhütungsmittel verwenden.

Kritik
Aufgrund des Wirkungsmechanismus vermute ich, dass Ozanimod ähnliche Nebenwirkung macht wie Fingolimod (Gilenya(R). In 'Multiple Sklerose' schrieb ich dazu:

Es ist logisch: Weil Fingolimod die Zahl der Lymphozyten senkt, wird man anfälliger für Entzündungen, und es kann auch zum Aufflackern von Herpesvirusinfektionen (Herpes labialis, Herpes zoster) kommen. Außerdem verringert Fingolimod die Herzfrequenz (Bradykardie). Wenn man es zum ersten Mal einnimmt, passiert das am Besten in einer Klinik, weil das Herz 6 Stunden lang überwacht werden muss. Natürlich darf man es überhaupt nicht einnehmen, wenn man sowieso schon unter einem unregelmäßigen Herzschlag leidet.
Weiterhin können Makulaödeme auftreten. Das Makulaödem ist eine Schwellung genau der Stelle am Augenhintergrund, mit der man am schärfsten sieht. Es kann dadurch eine Sehverschlechterung entstehen, die leicht für eine MS-bedingte Sehnervenentzündung gehalten wird. Andere häufige Nebenwirkungen von Gilenya® sind Kopfschmerzen, depressive Verstimmungen, Husten, Unwohlsein mit Übelkeit, Fieber usw., aber das wichtigste Problem sind wohl epileptische Anfälle.

Die Wirkungsmechanismen scheinen mir immer komplizierter zu werden und immer fliegenklatschenartiger zu erfolgen, indem sie wirken wollen, ohne genauer zu wissen, wie und warum die MS entsteht.


Indikation
Leichte und mittelschwer verlaufende RRMS.

W.W.


gesamter Thread:

 RSS-Feed dieser Diskussion

powered by my little forum