Die Nerven! (Straßencafé)

Boggy, Freitag, 18.02.2022, 14:39 (vor 769 Tagen)

Ich lese seit geraumer Zeit eine Annette von Droste-Hülshoff-Biographie.
(Barbara Beuys: "Blamieren mag ich mich nicht")

Darin finde ich etwas, das ich den lieben Foristinnen und Foristen auf keinen Fall vorenthalten möchte. Annette von Droste-Hülshoff war häufig krank. 1846 und 1847 wird es wieder schlimmer; und nun ein Zitat aus der Biographie:

"Was fehlte Annette von Droste-Hülshoff? (...)
Da ihr die traditionelle Medizin nach der ersten positiven Wirkung nicht bekommt, verzichtet der Arzt auf weitere Arzenei (...) Die Patientin soll viel schlafen und so wenig wie möglich denken.
Die Hilflosigkeit der zeitgenössischen Medizin spricht aus dem Gesamturteil: 'Ich sey in allen inneren Theilen völlig gesund, aber meine Nerven in einem Zustand der Ueberreizung, wie ihm noch nie vorgekommen ...' Die Nerven: Es war das medizinische Zauberwort der Epoche, und die Droste hat es immer wieder zustimmend und hoffnungsvoll aufgegriffen."
(meine Hervorhebungen; Boggy)

Es ist wahrscheinlich müßig, wenn ich darauf hinweise, wie gern auch heute noch die "hilflosen Ärzte" die "Nerven" bemühen, um sich nicht zu blamieren, wegen eventuell nicht recht gelingender Diagnose, geschweige denn gelingender Therapie.
"Stress" wird da auch gern genommen.
Oder "psychosomatisch".

;-)

Gruß
Boggy

--
Um unserer persönlichen und gesellschaftlichen Freiheit willen müssen wir immer wieder die Saat des kritischen Verstandes und des begründeten Zweifels säen.


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