Weil es dir aufgesetzet ist .... (Straßencafé)

W.W. @, Dienstag, 10.01.2023, 17:18 (vor 465 Tagen) @ naseweis

Ja, ich glaube, dass das Musical eine schöne Aufführung ist und würde es auch gern sehen!!! Und dass der Tod real ist, glaube ich auch. Ob er aber 'objektiv' ist? Ich erlebe ihn immer sehr subjektiv. Das soll aber überhaupt keine Abwertung sein - als ob das 'Objektive' wahr und unumstößlich sei und das 'Subjektive nicht viel besser als ein Traum.

Aber um mich besser zu erklären: Man scheint allgemein anzunehmen, dass alles um uns herum 'subjektiv' ist, weil wir es ja mit unseren Sinnen wahrnehmen und die Wahrnehmungen in unserem Gehirn, das vollgestopft mit unseren anderen Wahrnehmungen ist, verarbeitet werden.

Nun gab es aber scholastische Philosophen, die meinten, es gäbe gewisse Tricks oder Verfahrensweisen - oft theologischer Art -, die es uns ermöglichten, durch den Dunst oder den Nebel, der jede Wahrnehmung umgibt, hindurchzuschauen und dann den Kern der Sache oder das Wesen des Wahrgenommenen zu erblicken.

Die üblichen Tricks sind - um es mit Agnos 1., 2. und 3. zu sagen: dass ich mich 1. auf die Meinung der Leute verlasse, die ich für glaubwürdig halte (z.B. Evangelisten), 2. die Sache naturwissenschaftlich betrachte (Galilei, Newton) und 3. meiner Logik so viel Spielraum zu gewähren, bis ich klar sehe.

Die Philosophen des Mittelalters wollen uns also weismachen, man könne durch die Dinge hindurch in ihr Herz sehen, wenn man es nur geschickt genug anstelle! Genau das bezweifele ich: Alles muss 'subjektiv' sein, und es gibt kein Verfahren, das es uns ermöglichen würde, das Wesen der Dinge zu erkennen.

Das 'Objektive' ist also etwas, das die Philosophen des Mittelalters erfunden haben, um uns in die Irre zu führen - ohne dass sie das eigentlich beabsichtigten. Aber auch schon Platon war an dieser Täuschung beteiligt!

Es gibt keinen Weg zum Objektiven! Es kann ihn gar nicht geben! Das heißt aber keineswegs, dass das Subjektive ein besserer Traum ist, es heißt nur, dass wir nichts Anderes haben.

Wolfgang

PS: Immer, wenn ich etwas Schwierigeres sagen will, merke ich, dass es mir kaum gelingt!:-( Bin ich so verquer? Oder sind meine Gedanken zu schwierig und fehlt mir die richtige Ausdrucksweise?


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