Diverse Ergebnisse der Zwillingsstudie (Allgemeines)
Lieber Michael,
ich grüße Dich!
Da packst Du ja so einiges an Text auf den Tisch. Die Artikel in der dmsg-aktiv-Zeitschrift hatte ich auch schon gelesen.
Ich finde, daß die Fülle der Veröffentlichungen eher zu mehr Unübersichtlichkeit führt, und nicht zu mehr Klärung - jedenfalls trifft das auf mich zu.
Du scheibst:
"EBV & MS:
Hierzu gibt es die von Boggy erwähnte Studie der Uni Münster. Dazu findet sich eine - wie ich finde - sehr gute, weil einerseits fundierte, aber trotzdem allgemeinverständliche Pressemitteilung der Uni Münster:"
Die Anzahl der "könnte" in der Pressemitteilung ist bemerkenswert; "lässt vermuten:" ist eine erfreulich offene Formulierung; es geht so weiter: "Die T-Zellen, die bei MS ins Nervensystem einwandern, könnten ursprünglich vom Epstein-Barr-Virus dorthin gelockt werden." Dann wird wieder Bezug genommen auf die Harvard-Studie, die ich - und nicht nur ich - für nicht so zuverlässig in ihrer Aussagekraft halte, wie gerne behauptet wird.
(z.B. http://www.ms-ufos.org/index.php?id=80716 und ff.)
Weiter zur Uni Münster:
"MS-Patienten haben mehr unterschiedliche, gegen EBV gerichtete T-Zell-Rezeptor-Sequenzen im Blut als Vergleichspersonen."
Das mag gut sein, aber was heißt das?
Ebenso:
Die CD8-T-Zellen:
"Das deutet darauf hin, dass diese Zellen bereits in den frühesten Phasen der Erkrankung eine Rolle spielen könnten – wahrscheinlich lange bevor MS diagnostiziert werden kann."
Auch hier: Das mag gut sein, aber was heißt das?
Du schreibst:
"Henne-Ei-Problem gelöst sein: EBV vor MS."
Das kann ich so nicht sehen:
Sicher, daß eine EBV-Infektion ZEITLICH vor den meisten
(nicht vor allen, es gibt dokumentierte Ausnahmen => "Auch EBV-negative Kinder können klinische MS entwickeln (12, 13), was darauf hindeutet, dass eine EBV-Exposition weder notwendig noch ausreichend ist, um die Krankheit auszulösen." => http://www.ms-ufos.org/index.php?id=80717
und es gibt keine repräsentativen Untersuchungen)
daß also eine EBV-Infektion ZEITLICH vor den meisten Anfängen der MS-Erkrankung liegt, ist ja naheliegend, wenn mehr als 90% der Menschen an EBV erkranken, und die meisten davon in der Jugend, da ist es schon statistisch gesehen, wahrscheinlich, daß EBV der MS vorangeht, OHNE daß dies schon eine besondere Aussagekraft haben kann,
und OHNE daß dies schon einen ursächliche Zusammenhang bestätigt.
Also, ich komme nochmal auf mein Eingangsposting zurück: Anstatt bei all diesen unterschiedlichen Untersuchungsergebnissen eine MS-Ursache in der EBV-Infektion zu vermuten, wäre es nicht naheliegender, zu vermuten, daß sich ein an MS erkrankter Organismus ANDERS mit der bestehenden EBV-Infektion auseinandersetzt als ein Nicht-MSler? Was notwendigerweise zu anderen Untersuchungsergebnissen im Vergleich führen muß.
Dann bliebe für mich die Frage offen, ob diese besondere, andere Auseinandersetzung nun zum stärkeren Fortschreiten der MS führt. Wäre aber kein Argument für eine ursächliche Beziehung.
Ist also der an MS erkrankte Organismus (wegen MS) weniger gut in der Lage, das EBV-Virus in Schach zu halten; im Gegensatz zur NIcht-MS-Bevölkerung?
Und schließlich auch das noch:
Jetzt machen sich also auch die Bakterien auf den Weg an die Spitze der MS-Ursachen-Hitparade!
"der Kreis der möglicherweise für den Ausbruch der MS verantwortlichen Bakterien (Eisenbergiella tayi und Lachnoclostridium) deutlich einengen."
Sorry, ich muß hier per Scherzhaftigkeit enden, sonst versinke ich neben der Erschöpfung vom Lesen/Denken/Schreiben noch zusätzlich in Düsterkeit.
Will heißen: mehr geht nicht.
Gruß
Boggy
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Um unserer persönlichen und gesellschaftlichen Freiheit willen müssen wir immer wieder die Saat des kritischen Verstandes und des begründeten Zweifels säen.