Leidlinien (Therapien)
Stattdessen produziert man immer mehr Papier. Aber solche Vorgaben produzieren nur Leid.Ganz offensichtlich hatte noch keiner der Autoren als Kranker ein Übertraining erlebt.
Hallo MO,
bisweilen herrscht eine merkwürdige (Arzt-) Sicht auf Patient*innen vor.
Da geht man anscheinend oft davon aus, dass überängstlich und übervorsichtig ausgelotet und beobachtet wird, wo Gesunde eben einfach mal machen und, dass man als kranker Mensch dazu motiviert werden müsste, durch Lebensstilmaßnahmen oder andere einfach umzusetzende Schritte Verbesserungen für sich selbst zu erreichen.
Nun mag es sein, dass es diese Patient*innen gibt, die „zum Jagen getragen“ werden müssen weil sie zu ängstlich, zu bequem oder gar hypochondrisch veranlagt sind – ich habe solch ein Exemplar noch nicht getroffen.
Meine Erfahrungen gehen in die komplett andere Richtung.
Da werden Symptome verschwiegen oder heruntergespielt und von A-Z alles Mögliche ausprobiert, um Verbesserungen zu erreichen und erst, wenn gar nichts mehr geht (oder sie schlichtweg sichtbar geworden sind) kommt es zum Eingeständnis vor sich selbst und vor anderen.
Bis dahin wird um jedes bisschen „Normalität“ gerungen und sich zum Teil dermaßen gequält, dass es selbst beim Zusehen wehtut.
Und auch im weiteren Verlauf einer chronischen Erkrankung gehen Patient*innen über die Grenzen, dessen hinaus, wovon man als gesunder Mensch nicht mal den Hauch einer Ahnung hat - und das oft tagtäglich.
Ein wenig Zurückgenommenheit und mehr Vertrauen in die Patient*innen stünden vielen Behandler*innen gut zu Gesicht, damit aus den offiziellen Handlungsempfehlungen keine Leidlinien werden.
Liebe Grüße
IU