Lebensstil und MS bei "GG" (Giovannoni) (Therapien)
Das Thema Lebensstil und seine Auswirkungen auf MS war hier im Forum schon immer präsent, nicht zuletzt, da es ein wichtiges Anliegen von W.W. war und er es immer wieder eingebracht hat. Deswegen veröffentliche ich den folgenden Beitrag nicht nur bei Sallys, sondern auch hier.
Ich habe das von Michael gepostete Interview mit Prof. Giovannoni nun durchgelesen. Interessant war für mich zu lesen, daß Giovannoni nicht nur Medikamenten, sondern auch gewissen "Lebensstilfaktoren" durchaus Bedeutung beimisst. Und zwar nicht nur als nettes Beiwerk, sondern tatsächlich relevant auch für die Entwicklung der MS.
Zum einen ein allgemein "gesundes" Leben, bei dem auf die allgemeine Gesundheit geachtet wird wie zum Beispiel die Themen Bewegung, Ernährung und Schlaf. Giovannoni schreibt dazu, für Menschen mit MS ist es wichtig, sich nicht nur auf die MS zu konzentrieren, sondern auch auf ihre allgemeine Gesundheit, denn die allgemeine Gesundheit ist wichtig für das Gehirn und das Rückenmark. Sogar Behinderungen können sich laut Giovannoni durch eine Veränderung der Lebensweise verbessern. Laut Giovannoni kann man Behinderungen verbessern, indem man sich auf die allgemeine Gesundheit konzentriert.
Ich zitiere die zwei Abschnitte, in denen er das etwas näher beschreibt:
*** Wir wissen zwar, dass die Gesundheit des Gehirns für Anti-Aging-Mechanismen wichtig ist, insbesondere Bewegung, aber es gibt auch Faktoren wie Ernährung und Schlaf, die so genannte Komorbiditäten verhindern, also Bluthochdruck, Diabetes und all die Dinge, die schlecht für die Gesundheit des Gehirns sind und auch bei Menschen mit MS eine Rolle spielen. Das ist einer der Gründe, warum es für Menschen mit MS so wichtig ist, sich nicht nur auf die MS zu konzentrieren, sondern auch auf ihre allgemeine Gesundheit, denn die allgemeine Gesundheit ist wichtig für das Gehirn und das Rückenmark.***
***Deshalb habe ich diese Philosophie der marginalen Gewinne: Wenn man all die kleinen Dinge in Ordnung bringt, kommt am Ende eine große Veränderung heraus. Und dazu gehört auch, auf die soziale Gesundheit zu achten. Es geht also um soziale Gesundheit, um die Gesundheit des Stoffwechsels, darum, Begleiterkrankungen zu verhindern oder aggressiv zu behandeln, Raucher zum Aufhören zu bewegen, Menschen, die sich ungesund ernähren, zu einer gesunden Ernährung zu bewegen und Übergewichtige abzunehmen. All diese kleinen Dinge machen einen Unterschied. Ich habe Beispiele von Menschen, die durch Trainingsprogramme und bestimmte Diäten abgenommen haben und deren Behinderungsgrad sich verbessert hat, nicht weil sich ihre MS verbessert hat, sondern einfach weil sich ihre körperliche Gesundheit verbessert hat. Man kann Behinderungen verbessern, indem man sich auf die allgemeine Gesundheit konzentriert.***
Zusätzlich thematisiert Giovannoni auch die Bedeutung von psychosozialen Faktoren. Diese beeinflussen laut Giovannoni nicht nur die psychische Gesundheit, sondern haben auch einen Einfluss auf die MS. Soziale Isolation und Einsamkeit wirken sich auf die Gesundheit des Gehirns aus. In folgendem Abschnitt erläutert das Giovannoni etwas genauer (Zitat):
***Ich weiß nicht, wie gut dein Publikum über soziale Gesundheitsfaktoren informiert ist, also Dinge, die dich sozial beeinflussen und sich auf die Gesundheit des Gehirns auswirken, wie soziale Isolation und Einsamkeit.
Diese Dinge sind wirklich wichtig, und es gibt erste Hinweise darauf, dass Menschen, die sozial isoliert oder einsam sind, also nicht genügend soziale Kontakte haben, schlechter abschneiden. Es ist allgemein bekannt, dass diese sozialen Einflussfaktoren insbesondere die psychische Gesundheit beeinflussen, aber sie scheinen auch einen Einfluss auf MS zu haben. Daher ist es Teil unserer Verantwortung als medizinisches Fachpersonal, Menschen zu identifizieren, die meiner Meinung nach veränderbare soziale Einflussfaktoren haben, und dann verschiedene Behandlungsmethoden anzuwenden. Es gibt etwas, das man „soziales Rezept“ nennt. Ich weiß nicht, ob das in Deutschland ein großes Thema ist.***
Auch George Jelinek und sein OMS-Programm bleiben bei Giovannoni nicht unerwähnt. Von der Diät hält er nicht allzu viel, erkennt den Rest der Maßnahmen aber als sehr sinnvoll an. Ich zitiere den Absatz, in dem Giovannoni seine Position zu OMS und Jelinek erläutert:
***Ich halte nichts von der Diät, weil ich die Evidenzbasis für die „Overcoming MS“-Diät für unglaublich dürftig halte. Aber der Rest der Philosophie des „Overcoming MS“-Programms macht sehr viel Sinn. Es konzentriert sich auf Wellness. Aber auch hier gilt: Es ist keine Alternative zu verlaufsmodifizierenden Behandlungen. Sie ist ergänzend. Mit anderen Worten, sie sollte in Kombination mit einer Immuntherapie angewendet werden. Viele der Menschen, die das Programm zur Überwindung von MS befolgen, halten es oft für eine alternative Therapie, aber das ist es nicht. Wichtig ist also, dass es sich um eine Art Leitfaden für ein extremes Wellness-Programm handelt, das man zur Behandlung seiner MS umsetzen kann. Mit der Einschränkung, dass die Evidenz für die Diät meiner Meinung nach sehr dürftig ist. Ich würde die Diät also nicht unbedingt empfehlen. Aber alle anderen Dinge, die ich empfehlen würde, sind, um ehrlich zu sein, wirklich gesunder Menschenverstand.***
Mein Fazit
Mir gefällt, daß Giovannoni nicht nur Medikamente und die "Smouldering MS" im Fokus hat, sondern daß er auch Aspekte der allgemeinen Gesundheit und des Lebensstils in seinem Gesamtkonzept berücksichtigt. Darüber hinaus bewerte und diskutiere ich die Äußerungen von Giovannoni an dieser Stelle nicht, sondern überlasse das den Lesern. Rückmeldungen von euch würden mich selbstverständlich interessieren.