Beides existiert in etlichen Ausprägungen.
Ältere Bekannte berichten mir häufig davon, dass sie sich aufgrund ihres Alters von ihren Ärzten nicht immer ernst genommen fühlen. Regelmäßig fallen dort Sätze wie: „Für ihr Alter geht es ihnen doch gut.“ oder „Gucken sie sich mal in ihrer Altersgruppe um, wer von denen noch xyz kann.“
Was womöglich als Kompliment gemeint ist, kommt bei den Adressaten zumeist nicht gut an.
Der Fall einer Bekannten, die in einem vermeintlich klaren Fall einen Arztmarathon auf sich nehmen musste weil niemand dem Auslöser ihrer Schmerzen in Hüfte und Bein auf den Grund ging, steht m.E. exemplarisch für Altersdiskriminierung:
Auch sie durfte sich von Hausarzt und Orthopäde anhören, in ihrem Alter sei es normal, dass man Schmerzen habe und sie könne sich glücklich schätzen, überhaupt noch so gut beieinander zu sein.
Ihren Einwand, dass sie ihre „normalen“ Schmerzen gut kenne, diese aber nach einem Sturz neu hinzugekommen seien tat man ab. Auch als sie darauf verwies, ein Bein sei merklich weniger belastbar, untersuchte man sie trotzdem nicht ordentlich. Der Hausarzt überwies sie auf ihr Drängen an einen Orthopäden.
Dieser bedeutete ihr bei der Vorstellung, sich auf eine Untersuchungsliege zu legen (komplett angekleidet - mit Hose) wo der Arzt Hüfte und Beine (über der Kleidung) abtastete und besagtes Bein beugte und streckte. Auf die richtige Diagnose kam er so allerdings nicht.
Er ging von einer starken Prellung der Hüfte aus. Behandlung: Auflagen mit Quark sowie Salbe.
Tatsächlich hatte sie durch den Sturz eine Fraktur des Oberschenkelhalses erlitten, was durch die veranlasste Bildgebung eines anderen Orthopäden dessen Annahme bestätigte. Sie bekam dann schnell einen OP-Termin für ein künstliches Hüftgelenk mit anschließender stationärer Reha.
Normalerweise würde man in solch einem Fall annehmen, dass bereits der Hausarzt nach einer eingehenden Untersuchung eine Bildgebung veranlasst und dann alles weitere in die Wege leitet.
Und dann gibt es das Übertherapieproblem.
Dies trifft ebenfalls oft Ältere, besonders Schwerkranke oder sogar Sterbende, denen kurz vor dem Lebensende noch „Therapien“ verordnet werden, die überhaupt keinen Sinn mehr machen.
Beides sollte nicht die Regel sein, sondern eine unglückliche Ausnahme. Doch in unserem derzeitigen Gesundheitssystem lebt beides viel zu häufig in einträchtiger Koexistenz und die, die es ändern könnten, tun es nicht oder profitieren auch noch selbst davon.
Das Thema bewegt mich, doch meine Kraft ist leider weiter stark reduziert. Nicht böse sein, wenn ich nicht gleich weiterschreibe.
Liebe Grüße, IceUrmel