Lieber Uli,
deine Überlegungen bringen auch mich dazu, etwas klarer sehen zu wollen, was eigentlich unklar ist, und das immer unklarer wird, je näher man es sich ansieht. Ich möchte einmal, um nicht den Boden unter den Füßen zu verlieren, von etwas sehr Einfachem ausgehen: Man stelle sich vor, jemand lässt sich wegen eines unklaren Kopfschmerzleidens kernspintomographisch untersuchen und hat ein paar Herde im Kopf oder im Rückenmark. Es sind nicht viele, aber sie scheinen typisch zu sein für eine MS.
Was machen nun die Ärzte? Sie denken vermutlich, wahrscheinlich haben die Kopfschmerzattacken nichts mit den Herden zu tun, aber wir wissen nicht, ob das ein Zufallsbefund ist oder eibn innerer Zusammenhang besteht. Also untersuchen wir den Liquor. Dieser ergibt keinen Hinweise auf oligoklonalen Bande.
Wir haben also unklare Kopfschmerzattacken, ein paar MS-typischen Herde im MRT und keine Oligoklonalen. Damit könnte man sich zufriedengeben, aber man wird es wohl kaum tun. Hat der Patient eine MS? Eine, die man erkannt hat, bevor sie sich klinisch gezeigt hat?
Wie nennt man so etwas nun? Verdacht auf MS? Eine fragliche MS? Eine Prä-MS? Man hat das sichere Gefühl, das habe etwas mit einer MS zu tun, aber Menschen, die an Definitionen glauben wie Lucy-S wenden zu Recht ein: Zur Diagnose gehören auch MS-typische Symptome. Wenn z-B. die Taubheit einer Hand auftreten würde, dann könnte man von einer CIS sprechen.
Und dennoch: Das Gefühl bleibt, man könne eine MS haben und nichts davon merken, oder sie könnte zufällig entdeckt werden. Hat man in diesem undefinierbaren Stadium nun eine MS?
Andere kluge Leute könnten sagen: Das wird sich in den nächsten Jahren ausweisen, ob es eine MS ist oder nicht. Der Verlauf wird es also zeigen. Und wenn nichts kommt? Kein einziges MS-verdächtiges Symptom?
Dann ist es eben keine MS, wird man sagen. Es ist so gut, als hätte man nichts. Aber es ist doch etwas gefunden worden???! Vergiss es, würde Stefan sagen. Aber man kann es nicht vergessen!
Worauf ich hinauswill: Wenn man eine MS hat, aber nichts davon merkt, hat man dann eigentlich eine MS? Oder wenn man zufällig eine MS im MRT entdeckt, aber nie etwas MS-Verdächtiges gemerkt hat, hat man dann eine MS? Und wird es klarer, wenn man sich den Liquor untersuchen lässt?
Was ist eigentlich eine 1.)MS ohne MS-Symptome? Nichts? Etwas, was man vergessen kann und vergessen sollte? Oder etwas, das einen dazu bringt, auf der Hut zu sein?
Wolfgang
Könnte es sein, dass manch eine MS verschwindet, je genauer man hinschaut? Wie etwas, das im Nebel 2.) unheimlicher erscheint, als es in Wirklichkeit ist?
W.W.
Hallo w.w.,
was Sie schreiben und stets hinterfragen - ist den Professoren/Leitlinienherausgebern sehr wohl bekannt.....tja.....
und MEINE Meinung zu o.g.
zu 1.) keine MS sondern Zeichen in einem MRT.
und Ja, vergessen.(spätestens nach dem 2./3. MRT) ohne Symtome ohne Progress im Hirn und
ansonsten auf der Hut sein - falls Läsionsprogress da sein sollten - ohne Symtome.
ansonsten gibt es noch einen gravierenden anderen Grund - warum ein "vergessen"
OHNE Symtome nicht möglich ist- das ist aber ein anderes Kapitel - hat nichts
mit Ihrer medizinischen Frage zu tun.
zu 2.) ja.
Prophylaktische BT-Behandlungen über Jahre/Jahrzehnte sind in meinen laienhaften Augen ganz sicher nicht gut.
Aber, da noch etliche andere Kriterien eine Rolle spielen, ist es gut, dass es Ärzte wie Sie es waren und für mich noch immer sind, gibt und gab
- die Bücher geschrieben haben und auch mitlerweile eine Jutta Scheiderbauer - wenngleich auch mit "gelber Karte" - die auch offen aussspricht - was läuft und es mehr und mehr ärztliche Mitstreiter gibt. (zumindest ein Tropfen auf dem heissen Stein, besser als nichts - das wird erst später der Fall sein....)
Ansonsten - immer gut nachdenken, viel lesen, kritsch sein.
und was Patienten/Diganostizierte anbetrifft. Dazu habe ich meinen Kommentar
schon vor einigen Tagen geschrieben. Aufgrund Wünsche mancher hinsichtlich
Medikamente haben die Forscher - entwickelt und scheren leider alles über einen Kamm,
mangels nicht bestimmbarer/verlässlicher Verlaufskenntnis und
außerdem gäbe es sonst nicht ausreichend Patienten.
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PS: alle ehemaligen Raucher und weiterin Raucher ins MRT.
Wieviele Diagnostizierte haben wir wohl danach?