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Leitlinienwatch (Allgemeines)

Doro @, Montag, 25.01.2016, 09:51 (vor 3017 Tagen)

Leitlinienwatch hat nun auch die Leitlinien zur Diagnose und Behandlung der MS unter die Lupe genommen.

Hier das Ergebnis.

Doro

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"Lerne zuhören, und du wirst auch von denjenigen Nutzen ziehen, die nur dummes Zeug reden." Platon

Leitlinienwatch

jerry @, Montag, 25.01.2016, 10:08 (vor 3017 Tagen) @ Doro

Liebe Doro,

Danke sehr! 2 von möglichen 18 Punkten!

:daumen runter:

Damit klar im 'reformbedürftigen' Bereich, der sehr zurückhaltend lediglich für Bewertungen zwischen 0 und 5 Punkten (!) angesetzt wurde...

Hoffentlich kriegt da mal jemand mehr als 'nen Schluckauf.

LG, jerry

Leitlinienwatch

chen-man @, Montag, 25.01.2016, 12:39 (vor 3017 Tagen) @ Doro

Das ist ja "heiß", Doro.
Leider habe ich (verlangsamt, wie ich wohl bin) keine Zeit, mich näher mit dieser ?Organisation / Initiative zu beschäftigen: Hast Du einen Überblick, ob es weitere Leitlinien mit einer derart vernichtenden Beurteilung gibt? Durchschnitt aller bisher beurteilten LL?
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Ohne allzugroßen Einblick in die DGN zu haben: Gibt es denn überhaupt noch Neurologen (mit eigener Mainstream-Therapie-Erfahrung), die unvoreingenommen eine LL erarbeiten könnten?

Die UKE-Arbeit (Prof. Heesen...) wird ja oft ?gelobt. Ich habe Zweifel, vielleicht sind das weiße Raben?
Mir fällt nur auf, daß sie 100% in Übereinstimmung mit der DMSG die neue ?BT-Option Mino- oder Doxycyclin in den letzten Jahren einfach ignorieren. (Hinweis an die Aufsicht: In den bisherigen Studien wird meines Wissens ohne Ausnahme davon ausgegangen, daß die BHS "abgedichtet" wird, wohl infolge der ausgeprägten MMP-Hemmung, Matrix-Metallo-Proteasen. Also bitte keine "Erregung"...)

Vor langen Jahren noch gewisses Interesse an der Arbeit in Calgary, aber doch sehr zweifelnd.
Die erste Doxy-Studie aus den USA ?2007 ...2008: Die sei ja SOOO klein (DMSG, Dt.Ärzteblatt; Schweigen aus Hamburg, soweit ich weiß)! Dann kam die größere Studie aus dem Iran (2012) - und die wird (offenbar weltweit) einfach ignoriert! Und auch die Berichte zu weiteren Minocyclin-Studien aus Kanada werden immer "dünner".

Wer sich so verhält, ist ganz offensichtlich nicht objektiv, auch nicht an den Interessen der MSler orientiert.
Es ist doch auffällig, wie im Vergleich dazu das Thema Vit.D "gepusht" wird, obwohl es nach wie vor begründete Bedenken gegen eine "Hochdosis-Strategie" gibt. Aber das nahezu risikolose Doxycyclin wird totgeschwiegen? (Die Schmerzmittel ASS oder Paracetamol sind SEHR viel riskanter, nur als Beispiel!)
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Wie ist dieses Dilemma zu lösen: Wer könnte überhaupt eine "ordentliche" (bessere) Leitlinie formulieren? Bei Prof. Heesen und Mitarbeitern hätte ich jedenfalls auch erhebliche Bedenken...
Jutta Scheiderbauer ist keine Neurologin; bei ihr irritiert mich, daß sie sich zum Thema Mino- bzw. Doxycyclin praktisch total zurückhält (im DMSG-Forum: Studien abwarten, oder so ähnlich, obwohl es doch bereits einige gibt). Es ist zwar sehr gut, wie sie den Finger in die "BT-Wunde" legt, aber wir dürfen doch nicht bei solcher Mainstream-Kritik stehenbleiben, sondern müssen nach Jahrzehnten des Stillstands nach BESSEREN Möglichkeiten Ausschau halten!
chen-man

Leitlinienwatch

jerry @, Montag, 25.01.2016, 13:32 (vor 3017 Tagen) @ chen-man

Jutta Scheiderbauer ist keine Neurologin; bei ihr irritiert mich, daß sie sich zum Thema Mino- bzw. Doxycyclin praktisch total zurückhält (im DMSG-Forum: Studien abwarten, oder so ähnlich, obwohl es doch bereits einige gibt).

Sie hat Schwerpunkte. Das ist ihr Recht! Und es ist auch gut so. ;-)

jerry

Selektive Wahrnehmung (bzw. Unterdrückung, etwa durch SPIEGEL online)

chen-man @, Dienstag, 26.01.2016, 14:02 (vor 3016 Tagen) @ jerry

Jutta Scheiderbauer ...


Sie hat Schwerpunkte. Das ist ihr Recht! Und es ist auch gut so. ;-)

jerry

Natürlich ist das ihr Recht.
Es war wohl im Sommer 2014, daß sie im DMSG-Forum zu meinen Argumenten meinte, man müsse die Ergebnisse der Doppelblind-Studie aus Kanada abwarten - die nun (als Vortrag) bereits seit mehr als einem Vierteljahr vorliegen, allerdings noch nicht als ausführliche Veröffentlichung in einer wissenschaftlichen Zeitschrift.

Mich irritiert, daß inzwischen in den Medien (Zeitungen...) über Studien mit Minocyclin etwa bei Depressionen berichtet wird (aus meinem Gedächtnis), nicht aber über eine abgeschlossene erfolgreiche Studie bei der MS-Vorstufe CIS.
Die ÄrzteZeitung brachte die gute Botschaft zwar sogar einen Tag vor dem L.Metz-Vortrag in Barcelona, aber nur für "Fachkreise". (Eine helle Frau im DMSG-Forum fand einen Weg, die Sperre zu umgehen...).

Die AMSEL berichtete am 13.10.2015 mit einem Fragezeichen in der Überschrift, aber dann am Artikelanfang:
"Minocyclin reduziert das relative Risiko für Multiple Sklerose bei Menschen mit einem ersten klinischen demyelinisierenden Ereignis (CIS) um 44,6%, so die Ergebnisse einer doppelblinden Placebo-kontrollierten, multizentrischen Phase-III-Studie aus Kanada. Luanne Metz von der Universität in Calgary stellte sie auf der diesjährigen EctriMS-Tagung in Barcelona vor. ..."

Lob für die AMSEL in dieser Hinsicht, aber Schande über die "Medien", die zwar sehr häufig über die MS berichten, aber NICHT über diesen "Durchbruch" aus Kanada, wie ich es sehe. (SPON hat gerade erst wieder einen "Leserbrief" / Kommentar von mir unterdrückt. Das ist nicht nur mangelnde Aufmerksamkeit oder Desinteresse, das ist mehr: Die WAHRHEIT wird aktiv unterdrückt!)

Von der Bewertung durch Jutta hängt viel ab.
Mich bedrückt, daß jährlich weltweit zwischen 50- und 100.000 Menschen die Diagnose (CIS oder) MS erhalten, alle paar Minuten irgenwo dieser Schock. Aber die Möglichkeit, das in rund der Hälfte der Fälle erst einmal zu verhindern (ablesbar aus der Untersuchung von A.Alonso et al. vor 10(!!!) Jahren) bzw. gleich am Anfang auf ganz einfache Weise zu stoppen, findet offenbar keinerlei Beachtung.

Es ist etwas faul im Staate Dänemark...
chen-man

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Leitlinienwatch, Nervenärzte in der Kritik (der Spiegel 5.2011)

agno @, Montag, 25.01.2016, 17:35 (vor 3016 Tagen) @ Doro

Leitlinienwatch hat nun auch die Leitlinien zur Diagnose und Behandlung der MS unter die Lupe genommen.

Hier das Ergebnis.

Doro

Danke!!!

Die Leitlinie Neuroborreliose

Die Deutsche Gesellschaft für Neurologie ist die federführende Fachgesellschaft der Leitlinie Neuroborreliose. In wenigen Bereichen sind Zuzahlungen von Pharmafirmen an Ärzte derart selbstverständlich geworden, wie in der Nervenheilkunde

;-)

Der Spiegel
16.05.2011
MEDIZIN Seelsorge für die Industrie

Von Blech, Jörg

Die Elite der Nervenheilkunde ist eng mit Pharmakonzernen verflochten: Psychiater, Neurologen, aber auch Psychologen arbeiten als bezahlte Berater für die Unternehmen. Nun fordert ein Professor seine Kollegen auf, ihre Nebeneinkünfte offenzulegen.

Leitlinien sind rechtlich nicht bindend! + (der Spiegel 5.2011)

Leonie S., Dienstag, 26.01.2016, 10:24 (vor 3016 Tagen) @ agno

grossen Dank für alle Links in diesem Thread.

Der AWMF (Arbeitsgemeinschaften der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e.V.) stellt klar, dass die Leitlinien nicht rechtlich bindend sind:
Zitat: "
Die "Leitlinien" der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften sind systematisch entwickelte Hilfen für Ärzte zur Entscheidungsfindung in spezifischen Situationen. Sie beruhen auf aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen und in der Praxis bewährten Verfahren und sorgen für mehr Sicherheit in der Medizin, sollen aber auch ökonomische Aspekte berücksichtigen. Die "Leitlinien" sind für Ärzte rechtlich nicht bindend und haben daher weder haftungsbegründende noch haftungsbefreiende Wirkung."

Jeder Arzt hat also definitiv die Möglichkeit sein medizinisches Handeln im moralischen und ethischen Sinne zu gestalten, und zwar patientengerecht. Es ist also seine eigene Entscheidung!!! Aber wenn die Geldgier und der Prestigewahn (v.a. der Neurologen) ein blosses Menschenleben derart diskreditiert, indem er es lediglich als potentielles Wirtschaftsgut sieht, so ist es kaum verwunderlich, dass es immer mehr (und neu geschaffene) unheilbare Krankheiten gibt. Die PML ist eine von ihnen.

Das ist heute nicht anderes mehr als ein Geschäftsmodell.

Und was ist nun aus der 'Sissi-Depression' geworden? ;-) Ich kannte diese Krankheit nicht - ein herrlicher Artikel aus dem Spiegel. Seine Inhalte müssten täglich zur besten Sendezeit puplik gemacht werden, und zwar genau in der selben Weise, wie der Fussball zum kollektiven Interesse hochökonomisiert wird (die Massen machen es nämlich, die jeden Skandal ganz schnell vergessen).
Leonie

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Leitlinien sind rechtlich nicht bindend! + (der Spiegel 5.2011)

Doro @, Dienstag, 26.01.2016, 15:21 (vor 3016 Tagen) @ Leonie S.

Leitlinien sind rechtlich nicht bindend. Das stimmt wohl. Aber der Arzt ist mit seinem Handeln nach Leitlinie auf der rechtlich sicheren Seite. Das Wohl des Patienten steht dann erst an zweiter Stelle.

Es ist ein Teufelskreis. Die Leitlinien werden mehr oder weniger von der Pharmaindustrie diktiert. Der Arzt, der sich dann an diesen Leitlinien orientiert, wird damit indirekt zum Handlanger der Pharma ohne direkte Vorteile in Anspruch genommen zu haben.
Der leidtragende ist wieder der Patient.

Wie sieht es denn mit der neuen Volkskrankheit ADHS aus? Gibt es diese Krankheit überhaupt oder ist sie,wie Richard Saul behauptet, erfunden?
Es gibt ja schließlich Leitlinien zur Diagnose und Therapie.

Doro

--
"Lerne zuhören, und du wirst auch von denjenigen Nutzen ziehen, die nur dummes Zeug reden." Platon

Leitlinien - oder besser informierte autonome Patienten-Entscheidung

chen-man @, Dienstag, 26.01.2016, 16:09 (vor 3016 Tagen) @ Doro

(...)
Wie sieht es denn mit der neuen Volkskrankheit ADHS aus? Gibt es diese Krankheit überhaupt oder ist sie,wie Richard Saul behauptet, erfunden?
Es gibt ja schließlich Leitlinien zur Diagnose und Therapie.

Doro

Großartiger Artikel, Danke Doro.

Zitat daraus: "Es findet immer das Gleiche statt: Sie nehmen es, es hilft für ein paar Monate, dann brauchen sie mehr und mehr, und am Ende sind sie krank von der Medizin. ..."
Kommt uns das aus dem Bereich MS nicht irgendwie bekannt vor? 3 (oder 5) Tage Hammer-Infusionen, und dann vielleicht mit doppelter Dosis wiederholt, ... --> Rat zur "Eskalation"...

SvenB hat an dem Punkt die Notbremse gezogen, autonome Entscheidung - und dann soviel D... geschluckt, bis sein Magen rebellierte, sodann VIELES in seinem Leben geändert... Seither geht es aufwärts mit ihm. (Die Beispiele lassen sich vermehren.)

Nach weit über einem Dutzend Jahren mit Bemühungen, die Nervenärzte für verschüttete / ignorierte Informationen zu interessieren, habe ich eigentlich keine Hoffnung mehr von dieser Seite.
Nun hoffe ich auf eine "Graswurzel-Revolution", von "unten", von den Betroffenen her.
Aber bei der MS geht es nicht um ein ?halbe Milliarde für ?Ritalin pro Jahr bei "ADHS", sondern um VIELE Milliarden, im zweistelligen Bereich, und da scheint Big Pharma noch viel umfänglicher zu arbeiten, offensichtlich mit "durchschlagendem Erfolg".
chen-man

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