Also, ich bin gegen eine "Kriegsmetaphorik", wenn man über Krebs spricht, oder über andere Krankheiten. Ich bin generell gegen den Gebrauch von Metaphern, wenn man über Krankheiten spricht.
Sprachliche Bilder verführen zu schnell dazu, daß wir uns in den Bildern aufhalten, sie weiterspinnen, und auf diese Weise die realen Krankheitsprozesse, das reale organische Geschehen, aus den Augen verlieren,
und uns selbst verlieren wir damit u.U. auch.
Wir laufen Gefahr, uns falsche Vorstellungen zu machen, und als Folge falsche Entscheidungen zu treffen, und in unötige, unheilvolle, innere Zustände zu geraten (z.B. "Gewalttätigkeit").
Susan Sontag würde dir wohl zustimmen, im Großen und Ganzen:
"Dennoch illustrieren die Essays von Sontag mit überzeugenden Beispielen, wie professionelle oder laienhafte Krankheitsvorstellungen häufig zu wirksamen Elementen normvermittelnder Diskursstrategien funktionalisiert werden, und zwar auf eine vielfach fragwürdige Weise. Selbst ihre globalen Einwände gegen alle Krankheitsbegriffe, die die Grenzen somatischer Reduktionen überschreiten, trafen einen wichtigen Sachverhalt: Je weiter sich der Horizont medizinischer Pathologie und Therapie zum ganzheitlichen Verständnis von Krankheiten hin öffnet, desto durchlässiger wird er für (möglicherweise missbräuchliche) Normsetzungen, die die gesamte Lebenspraxis betreffen. Darüber hinaus sind Susan Sontags nur knapp hundert Seiten umfassende Essays als komprimiertes Kompendium von Anregungen zur Erforschung des kulturellen Umgangs mit Krankheiten von bleibender Bedeutung. Sie sind im besten Sinne 'Versuche' – und als solcher für die Medizin- und Kulturgeschichte nach wie vor eine produktive Herausforderung zu Ergänzungen, Präzisierungen und Systematisierungen."
Das Problem bei dem unter anderem von Susan Sontag geforderten Metaphernverzicht: Es gibt kein Sprechen vor der Metapher, es gibt kein nicht-metaphorisches Sprechen. Metaphern sind kein schmückendes Beiwerk oder so, sie dienen nicht lediglich der Veranschaulichung von Fakten, Theorien usw.
Sie beschreiben, gestalten, organisieren und formieren (das) Wissen (über die Realität), und indem sie das tun, beschreiben sie nicht nur, sondern schaffen Wirklichkeit neu - sie generieren also Wirklichkeit.
Und nicht zuletzt, das ist eine ganz wichtige Sache, sind Metaphern Schauplatz sozialer Machtkämpfe, siehe Hervorhebung im Zitat.