Depression (Allgemeines)

Boggy, Dienstag, 15.12.2020, 11:18 (vor 1220 Tagen)

"Was führt dazu, dass ein Mensch depressiv wird? Häufig hört man folgende Erklärung: Im Gehirn Depressiver herrsche ein Mangel an dem Botenstoff Serotonin. Das bedinge die Niedergeschlagenheit, die bei Depression auftritt – und Medikamente, die die Serotoninkonzentration erhöhen, würden das Ungleichgewicht korrigieren und so die Stimmung der Betroffenen heben. Diese »Serotoninhypothese« stammt aus dem Jahr 1969.
(...)
Das Modell ging in die medizinischen Fachbücher ein. Es wird immer noch von vielen Seiten zitiert – und das, obwohl mittlerweile klar ist, dass die verlockend einfache Erklärung falsch ist.
(...)
1980 fasste der schwedische Mediziner Carl-Gerhard Gottfries, damals an der Universität Göteborg, die Erkenntnisse mehrerer Studien zusammen. Überraschenderweise zeigen die Daten im Gehirn von Verstorbenen keinen Zusammenhang zwischen der Menge an Serotonin und Depression.
(...)
Wie sich die Patienten fühlten, spiegelte sich allerdings in keiner Weise in den Serotoninwerten wider. Die Autoren der Studie fassten den damaligen Stand der Forschung daher folgendermaßen zusammen: »Bisher konnte keine Studie überzeugend einen Mangel an Serotonin bei Depression nachweisen.« Das hat sich bis heute nicht wesentlich verändert.
(...)
Dass Serotonin maßgeblich die Gefühlslage beeinflussen kann, ist unumstritten.
(...)
»Die Sache ist natürlich viel komplexer als nur ein einziger Botenstoff«, erklärt er.
(...)
Die Serotoninhypothese erklärt ebenso wenig, weshalb Antidepressiva nur bei einem Teil der Erkrankten anschlagen. Insgesamt helfen sie knapp zwei Dritteln der Menschen mit mittelschweren bis schweren Depressionen.
(...)
Bei leichten Depressionen schneiden die Mittel besonders schlecht ab."

Der Artikel ist lang. Ich beende hier die Zitate.
Quelle:
https://www.spektrum.de/news/depression-mythos-serotonin-mangel

Gruß
Boggy

--
Um unserer persönlichen und gesellschaftlichen Freiheit willen müssen wir immer wieder die Saat des kritischen Verstandes und des begründeten Zweifels säen.

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Depression

Depression II

Boggy, Donnerstag, 17.12.2020, 14:56 (vor 1218 Tagen) @ Boggy

Was es nicht so alles gibt?!

"Depression
Forschende belegen Zusammenhang zwischen Erweiterung der Pupille als Reaktion auf eine zu erwartende Belohnung und Schweregrad der Erkrankung.
(...)
Können Menschen etwas gewinnen oder verlieren, so erweitert sich ihre Pupille leicht. Forscher haben herausgefunden, dass diese Erweiterung bei akut depressiven Patienten geringer ausfällt als bei Gesunden.
Je schwerer die Patienten erkrankt waren, desto weniger weitete sich sogar das Augeninnere. Diese Erkenntnis könnte langfristig zu einer fundierteren Diagnose führen, die nicht nur auf den Aussagen der Patienten basiert, sondern biologisch begründet ist.
(??? - Boggys Fragezeichen)

Seit Jahrzehnten versuchen Wissenschaftler herauszufinden, ob depressive Patienten Belohnungen weniger wertschätzen als nicht-depressive Probanden. Studienteilnehmer im Max-Planck-Institut für Psychiatrie absolvierten jetzt im Magnetresonanztomographen (MRT) ein einfaches Spiel, bei dem sie einen kleinen Geldbetrag gewinnen konnten. Ein klarer Anreiz, der bei Gesunden zur Erweiterung der Pupille führt.
(...)
Die Studie zeigt, dass die Aussicht auf eine Belohnung bei schwer depressiven Patienten nicht zur gleichen Verhaltensaktivierung führt wie bei Gesunden. Ihr Nervensystem kann sich selbst bei so einer positiven Erwartung weniger stark aktivieren."

Tja, vielleicht hat man ja auch als schwer depressiv erktankter Mensch überhaupt keinen Grund, sich in dieser Lebensituation über die "Belohnung" in einem Spielchen unter MRT-Bedingungen "zu freuen" und mit einer mühsamen "Verhaltensaktivierung" zu reagieren. - Wäre das ein Einwand gegen "Meßbarkeit"?
"Kann" sich das Nervensystem nicht so stark aktivieren? "Will" es nicht? Kann/will der Patient nicht? Soviele Fragen ...

Meint kritisch nachdenkend
Boggy (verhaltensaktiviert durch den Bericht)

;-)

Quellen:
direkt zitiert aus:
https://www.mpg.de/16072044/1126-pskl-depression

Die Originalstudie (muß ich mir demnächst mal in Ruhe ansehen):
https://www.mdpi.com/2076-3425/10/12/906/htm

(Beide Quellen in neuem Fenster/tab)

--
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Depression II

naseweis ⌂ @, in meinem Paradies, Donnerstag, 17.12.2020, 16:06 (vor 1218 Tagen) @ Boggy

.
Oha,
da kriegt "schau mir in die Augen Kleines" eine ganz neue Dimension.... shades

[das war mal eine echte Steilvorlage]

Klingt aber sehr interessant :ok:

--
das Geheimnis der Medizin besteht darin,
den Patienten abzulenken,
während die Natur sich selber hilft (Voltaire)

Sisyphos hatte es auch nicht leicht

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Depression II / Gelöst

agno @, Donnerstag, 17.12.2020, 17:00 (vor 1218 Tagen) @ Boggy

Die Lösung wurde schon gefunden!
Depressive Menschen müssen "getropft" werden.
agno
P.S.: Der Wirkstoff Atropin ein Tropan-Alkaloidin der Tollkirsche, das als unselektiver Muskarinrezeptor-Antagonist, in Form von Augentropfen zur Pupillenerweiterung benutzt werden kann.;-)

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Weiß nicht, woher ich komm, weiß nicht, wie lang ich bleib, weiß nicht, wohin ich geh, mich wundert, dass ich glücklich bin ...

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