Die Chancen einer mRNA-Impfung gegen MS neu überdacht (Allgemeines)
Was ich jetzt schreibe, habe ich im Wesentlichen Peter U. zu verdanken, der mich persönlich angeschrieben hat.
Er wies mich auf einen Irrtum bei mir hin. Ich hatte nämlich angenommen, eine mRNA-Impfung gegen MS setze voraus, dass man in etwa wisse, wie das MS-Antigen aussehe. Auch wenn man es nicht genau wisse, vermute man jedoch, dass es Ähnlichkeiten (so dachte ich) mit dem Mechanismus aufweise, der im EAE-Modell experimentell untersucht werde.
Das war leider ein Denkfehler! Die ins Auge gefasste Impfung gegen MS ist unspezifisch, also nicht direkt gegen das vermutete MS-Antigen gerichtet. Es handelt sich um eine sog. Bystander-Reaktion, ein Ausdruck, der nicht ganz glücklich ist, weil Bystander (oder Gaffer) im Falle eines Verkehrsunfalls die Rettungskräfte behindern, hier aber eine Bystander-Reaktion gemeint ist, die den T-Lymphozyten hilft, möglichst schnell an das Myelin zu kommen, d.h. die Substanz, deren Vernichtung im Mittelpunkt einer MS-Therapie steht.
Dieser etwas paradoxe Effekt kommt dadurch zustande, dass die Bystander zwar nicht direkt am Krankheitsgeschehen beteiligt sind, aber im Umkreis des Entzündungsgeschehens unspezifisch gebildet werden, und dazu führen, dass die aggressiven T-Lymphozyten schneller ihr Ziel erreichen, indem sie z.B. im Entzündungsherd Peroxidase freisetzen, welche die Lymphozyten anlockt.
Wenn man diese unspezifische Bystander-Reaktion unterdrückt, dann verringert man die entzündliche Wirkung von gegen das Myelin gerichtete T-Zellen.
Daraus folgt, dass man eventuell durch eine Impfung erreichen kann, dass das Verhältnis zwischen aggressiven T-Zellen und die Aggressivität steigernde Bystander beeinflusst wird, woraus eine Abschwächung der entzündungsfördernden T-Zellen resultieren könnte.
Man sieht. dass die Mechanismen, um die es geht, nicht ganz einfach zu verstehen sind, und man möge mir nachsehen, wenn ich sie nicht ganz korrekt geschildert habe. Ich halte es jedoch für wichtig, dass wir uns in der Diskussion auf ein anerkanntes Konzept stützen.
Wie immer bei komplizierten Prozessen wird meine Interpretation sicher nicht von allen geteilt werden, ich meine jedoch, dass die Sichtweise, wie sie mir von Peter vermittelt wurde, nicht ganz die Hoffnungen erfüllt, die einige mit der Möglichkeit einer mRNA-Impfung gegen MS verbunden haben.
W.W.