Renitenz oder Resilienz oder Therapie - was nun? (Allgemeines)

Boggy, Dienstag, 06.09.2022, 17:13 (vor 591 Tagen)

Ich kann das nur kurz und auf die Schnelle hier einstellen, habs grad gefunden, und muß es selbst nochmal in Ruhe lesen.
Aus dem Guardian wieder mal:

https://www.theguardian.com/psychologist-devastating-lies-mental-health-problems-politics

"Ich bin Psychologin - und ich glaube, dass man uns verheerende Lügen über psychische Gesundheit erzählt hat
Das gesellschaftliche Verständnis von psychischen Problemen verortet das Problem im Inneren der Person - und ignoriert die politischen Ursachen ihrer Notlage.
(....)
Wir leben, wie man uns sagt, in einer "Krise der psychischen Gesundheit". (...)
Aber es gibt auch eine andere Sichtweise auf diese Krise - eine, die sie nicht fest im Bereich des medizinischen Systems verortet. Ist es nicht logisch, dass so viele von uns leiden? Natürlich tut es das: Wir leben in einer traumatisierenden und unsicheren Welt. Das Klima bricht zusammen, wir versuchen, mit den steigenden Lebenshaltungskosten zurechtzukommen, und sind immer noch mit Trauer, Ansteckung und Isolation konfrontiert, (...)

Als klinischer Psychologe, der seit einem Jahrzehnt im staatlichen Gesundheitsdienst (NHS) tätig ist, habe ich aus erster Hand erfahren, wie wir die Menschen im Stich lassen, indem wir ihre Probleme als eine Art psychische Störung oder psychologisches Problem betrachten und damit ihre Not entpolitisieren. Werden sechs Kognitive Verhaltenstherapie-Sitzungen, die auf "nicht hilfreiche" Denkstile abzielen, wirklich für jemanden wirksam sein, der nicht weiß, wie er seine Familie noch eine Woche lang ernähren soll? (...)

Es überrascht nicht, dass Achtsamkeit Kindern nicht hilft, die mit Armut, Gruppendruck und wettbewerbsorientierten Schulbedingungen zurechtkommen müssen, in denen Mobbing und Schäden durch soziale Medien weit verbreitet sind.
(...)
Eine individuelle Therapie ist für viele Menschen hervorragend, und Antidepressiva können manchen Menschen helfen, damit fertig zu werden. Aber ich befürchte, dass ein rein medizinisches, individualisiertes Verständnis von psychischer Gesundheit große, klaffende Wunden mit Pflastern bedeckt, ohne die Quelle der Gewalt anzugehen.
(...)
Um es klar zu sagen: Ich sage nicht, dass Menschen in einer Notlage draußen bei den Streikposten sein sollten. Schmerz kann lähmend sein.
(...) Anstatt zu versuchen, in der Therapie "Denkweisen" zu ändern, müssen wir rassen- und klassenbasierte Hierarchien, das Wohnungs- und Wirtschaftssystem ändern."

Gruß
Boggy

--
Um unserer persönlichen und gesellschaftlichen Freiheit willen müssen wir immer wieder die Saat des kritischen Verstandes und des begründeten Zweifels säen.

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Renitenz oder Resilienz oder Therapie - was nun?

naseweis ⌂ @, in meinem Paradies, Dienstag, 06.09.2022, 17:40 (vor 591 Tagen) @ Boggy

-> (...) Anstatt zu versuchen, in der Therapie "Denkweisen" zu ändern, müssen wir rassen- und klassenbasierte Hierarchien, das Wohnungs- und Wirtschaftssystem ändern."


Gruß
Boggy

hat die von dir abgeschrieben?? :wink:

--
das Geheimnis der Medizin besteht darin,
den Patienten abzulenken,
während die Natur sich selber hilft (Voltaire)

Sisyphos hatte es auch nicht leicht

Psyche und epigenetik

fRAUb, Mittwoch, 07.09.2022, 12:21 (vor 590 Tagen) @ Boggy

Ich kann das nur kurz und auf die Schnelle hier einstellen, habs grad gefunden, und muß es selbst nochmal in Ruhe lesen.
Aus dem Guardian wieder mal:

https://www.theguardian.com/psychologist-devastating-lies-mental-health-problems-politics

"Ich bin Psychologin - und ich glaube, dass man uns verheerende Lügen über psychische Gesundheit erzählt hat
Das gesellschaftliche Verständnis von psychischen Problemen verortet das Problem im Inneren der Person - und ignoriert die politischen Ursachen ihrer Notlage.
(....)
Wir leben, wie man uns sagt, in einer "Krise der psychischen Gesundheit". (...)
Aber es gibt auch eine andere Sichtweise auf diese Krise - eine, die sie nicht fest im Bereich des medizinischen Systems verortet. Ist es nicht logisch, dass so viele von uns leiden? Natürlich tut es das: Wir leben in einer traumatisierenden und unsicheren Welt. Das Klima bricht zusammen, wir versuchen, mit den steigenden Lebenshaltungskosten zurechtzukommen, und sind immer noch mit Trauer, Ansteckung und Isolation konfrontiert, (...)

Als klinischer Psychologe, der seit einem Jahrzehnt im staatlichen Gesundheitsdienst (NHS) tätig ist, habe ich aus erster Hand erfahren, wie wir die Menschen im Stich lassen, indem wir ihre Probleme als eine Art psychische Störung oder psychologisches Problem betrachten und damit ihre Not entpolitisieren. Werden sechs Kognitive Verhaltenstherapie-Sitzungen, die auf "nicht hilfreiche" Denkstile abzielen, wirklich für jemanden wirksam sein, der nicht weiß, wie er seine Familie noch eine Woche lang ernähren soll? (...)

Es überrascht nicht, dass Achtsamkeit Kindern nicht hilft, die mit Armut, Gruppendruck und wettbewerbsorientierten Schulbedingungen zurechtkommen müssen, in denen Mobbing und Schäden durch soziale Medien weit verbreitet sind.
(...)
Eine individuelle Therapie ist für viele Menschen hervorragend, und Antidepressiva können manchen Menschen helfen, damit fertig zu werden. Aber ich befürchte, dass ein rein medizinisches, individualisiertes Verständnis von psychischer Gesundheit große, klaffende Wunden mit Pflastern bedeckt, ohne die Quelle der Gewalt anzugehen.
(...)
Um es klar zu sagen: Ich sage nicht, dass Menschen in einer Notlage draußen bei den Streikposten sein sollten. Schmerz kann lähmend sein.
(...) Anstatt zu versuchen, in der Therapie "Denkweisen" zu ändern, müssen wir rassen- und klassenbasierte Hierarchien, das Wohnungs- und Wirtschaftssystem ändern."

Gruß
Boggy

Kurz und knackig, muss Mittagessen machen :

Gemäß der alten psychogisch/psychiatrischen Schule, gebe ich dir recht.

Gemäß der neuen Erkenntnisse zu psyche und den Folgen für's Epogenom, bist du im Unrecht. Und das absolut!

Auch wenn klar ist, dass die psyche unter den äußeren Umständen leidet, ist es umso wichtiger, sich auf der Ebene Entlastung zu holen, um den Kopf für die Krisenbewältigung frei zu bekommen.

Renitenz / Resilienz / Therapie

Boggy, Mittwoch, 07.09.2022, 12:38 (vor 590 Tagen) @ fRAUb

Auch wenn klar ist, dass die psyche unter den äußeren Umständen leidet, ist es umso wichtiger, sich auf der Ebene Entlastung zu holen, um den Kopf für die Krisenbewältigung frei zu bekommen.

Dem haben weder ich noch der Artikel widerprochen.

Und ich will entsprechend kurz meine Frage beantworten:
Renitenz oder Resilienz oder Therapie - was nun?

Renitenz und Resilienz und Therapie!
Dort, wo es jeweils auch tatsächlich und sinnvollerweise hingehört; ohne daß wirkliche Ursachen verschleiert werden; und unter Bewußtmachung der Grenzen der jeweiligen Wirksamkeit im entsprechenden Zusammenhang.

Gruß
Boggy

--
Um unserer persönlichen und gesellschaftlichen Freiheit willen müssen wir immer wieder die Saat des kritischen Verstandes und des begründeten Zweifels säen.

Renitenz / Resilienz / Therapie

fRAUb, Mittwoch, 07.09.2022, 21:58 (vor 590 Tagen) @ Boggy

Auch wenn klar ist, dass die psyche unter den äußeren Umständen leidet, ist es umso wichtiger, sich auf der Ebene Entlastung zu holen, um den Kopf für die Krisenbewältigung frei zu bekommen.


Dem haben weder ich noch der Artikel widerprochen.

Und ich will entsprechend kurz meine Frage beantworten:
Renitenz oder Resilienz oder Therapie - was nun?

Renitenz und Resilienz und Therapie!
Dort, wo es jeweils auch tatsächlich und sinnvollerweise hingehört; ohne daß wirkliche Ursachen verschleiert werden; und unter Bewußtmachung der Grenzen der jeweiligen Wirksamkeit im entsprechenden Zusammenhang.

Gruß
Boggy

Ja. Da gebe ich dir recht.
Das Problem könnte die erwartungshaltung sein.

Wenn ich Beraterin für die Registrierung wäre, wüsste ich das, zB. Dann hätte ich einen Beratervertrag und würde Geld dafür bekommen.

Das weiß ich sehr genau, dass das nicht der Fall ist. Also sehe ich auch in keinster Weise ein, dass ich denen Tipps gebe, wie sie sich meiner Meinung nach, in der Situation verhalten sollten. Sowas fiele mir im Traum nicht ein. Auch hat das den nicht zu unterschatzenden Vorteil, dass, wenn das schief geht, was die sich ausdenken, ich nicht dran schuld bin.

Das ist, besonders in Krisenzeiten ein Luxus, den ich mir gönne und nicht nehmen lasse.

Renitenz / Resilienz / Therapie

fRAUb, Donnerstag, 08.09.2022, 05:46 (vor 589 Tagen) @ fRAUb

Registrierung = Regierung.

*fu... Software

Renitenz oder Resilienz oder Therapie - was nun?

Jakobine, Freitag, 09.09.2022, 17:31 (vor 588 Tagen) @ Boggy

Die Psychotherapie, auch die Psychologie beschäftigen sich mit dem Inneren der Menschen. Die Soziologie und die Politikwissenschaften mit dem Äußeren, da wo Verwerfungen, Probleme wie Krieg, Angst u. a. entstehen und dann sich im Inneren des Einzelnen manifestieren.
Gerade in der Situation, wo ein Mensch Ängste, Depression, Zwänge hat, ist er nicht stark und resilient genug, im Äußeren bzw. in der Gesellschaft sich aktiv zu wehren. Wenn er das könnte, hätte er weniger Angst, vielleicht keine Depression und wird keine Zwangshandlungen benötigen.
Die Arbeit von Therapeuten nimmt zuerst die inneren "Verwerfungen"auf. Eben die Nicht-Resilienz und versucht die Person psychisch zu stabilisieren. Politisch aktiv zu werden, liegt nicht im Fokus. Allerdings können in Therapien (spricht für alle Formen von Therapien) die Gründe, die beispielsweise in der Berufstätigkeit liegen, in der Angst vor einem Krieg, die Umweltzerstörung usw. usf. benannt werden und evtl. auch eine politische Einsicht in die Gründe, die zur psychischen Krankheit geführt haben, befördern und in aktives Handeln gegenüber den Verhältnissen führen. Für mich war die Psychoanalyse und aktiv politisch zu handeln, nie ein Gegensatzpaar.

So wie ich verstehe, sucht Du nach Argumenten, die Deine Ablehnung (Schwarze Psychosomatik) gegenüber jeder Art von Psychotherapie bestätigen. Schade, vielleicht könnte sowas auch Dir gut tun. Grüße Jakobine

Renitenz oder Resilienz oder Therapie - was nun?

Boggy, Freitag, 09.09.2022, 18:02 (vor 588 Tagen) @ Jakobine

So wie ich verstehe, sucht Du nach Argumenten, die Deine Ablehnung (Schwarze Psychosomatik) gegenüber jeder Art von Psychotherapie bestätigen. Schade, vielleicht könnte sowas auch Dir gut tun. Grüße Jakobine

Nein, das entspricht nicht den Tatsachen.
Ich lehne nicht "jede Art von Psychotherapie" ab.
Seriöse Psychotherapie ist in vielen Leidenssituationen sinnvoll und hilfreich.

Aber ich behalte einen kritischen Blick darauf, speziell auf Mißbrauch.

Und daß ich die Problematik differenziert sehe, geht auch aus meinem obigen Beitrag hervor =>

Zitat:
"Und ich will entsprechend kurz meine Frage beantworten:
Renitenz oder Resilienz oder Therapie - was nun?

Renitenz und Resilienz und Therapie!
Dort, wo es jeweils auch tatsächlich und sinnvollerweise hingehört; ohne daß wirkliche Ursachen verschleiert werden; und unter Bewußtmachung der Grenzen der jeweiligen Wirksamkeit im entsprechenden Zusammenhang."

Ebenfalls differenziert äußert sich die Autorin des zitierten Artikels:
"Eine individuelle Therapie ist für viele Menschen hervorragend, (...)."

Was Schwarze Psychosomaitk betrifft: dort wird u.a. genau das kritisiert, was auch im Deutschlandfunk-Beitrag genannt wird => die leichtfertige Zuschreibung angeblicher psychischer Ursachen bei ursächlich ungeklärten Krankheiten, oder bei Patienten mit unklarer Symptomatik.

s. http://www.ms-ufos.org/index.php/index.php?id=76973

Gruß
Boggy

--
Um unserer persönlichen und gesellschaftlichen Freiheit willen müssen wir immer wieder die Saat des kritischen Verstandes und des begründeten Zweifels säen.

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