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Aus aktuellem Anlass habe ich aber ein ganz anderes Problem. Wenn aus einer Mystifizierung eines idealen Lebensabend der letzte Schluck Leben geschreddert wird, dann habe ich für diese "Spielchen des Abgangs" nix übrig.
Sorry!
Gruß agno
Das ist kein Spielchen.
Das ist ein lebendiger Abschied, mit allen Sinnen
Ich hab das u.a. bei Charlotte erlebt, einer befreundeten Therapeutin, die lebenssatt mit 91 Jahren nach kurzem Aufenthalt in der Klinik verstarb. Die Tochter holte sie nach Hause. In ihrem Arbeitszimmer lag sie aufgebahrt. Wir saßen um sie herum, es gab Wein, Käse und Gebäck.
Wir saßen beinander und ließen sie auferstehen. Wir erzählten Geschichten und Begebenheiten, die wir mit ihr erlebt hatten, von Spuren, die sie hinterlassen hatte.
Und Sybille spitzte in die rechte untere Schreibtischschublade, ob da 20 Jahre nach Ende der Dienstagsgruppe immer noch die obligatorische Packung Tempos für die Klienten lag.
Fast war man versucht, Charlotte auch noch einen Wein einzugießen und ihr die Gebäckschale zu reichen.
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Und ich erinnere mich an so manchen Leichenschmaus, nach der Beerdigung. Auch da kamen Erinnerungen und Erzählungen aus dem Leben des Toten. Ja, natürlich "De mortuis nil nisi bene", nur Gutes über die Toten erzählen.
Und die anfängliche Trauer wandelte sich mit jeder berichteten Begebenheit mehr. Und die Angehörigen waren froh um das Leben, das weiterging.
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Ich bin froh, dass ich mir im Ruhestand die Zeit dafür leichter nehmen kann. Ich find es aber traurig, dass dieser Brauch meinem Erleben nach rückläufig ist.
Genau da setzt setzt wohl die irische Initiative an
http://ms-ufos.org/index.php?id=81635
"Wer im Gedächtniß seiner Lieben lebt,
Ist ja nicht todt, er ist nur fern. – Todt nur
Ist, wer vergessen wird; ich aber werde,
Ich weiß es, nicht vergessen seyn von dir – "
(Joseph Christian von Zedlitz: "Der Stern von Sevilla", 4. Aufzug, 7. Auftritt, Ortiz zu Estrella)