Eigentor (Allgemeines)

kirstenna, Samstag, 07. September 2024, 18:46 (vor 31 Tagen)

Das Leben könnte so schön sein, sich fallen lassen im Nichtstun und nach dem Nichtstun ausruhen.

Wenn ich es nur so machen könnte!

Wenn ich mich nicht immerzu dem subversiven Hang zum Optimieren ausliefern würde.

Und mich dadurch zu Eigentoren verführen würde.

So geschehen vor 14 Tagen:

Mit dem Rolli in den Fitness Club gefahren und nicht wie sonst gleich durch die Sporträume zur Sauna durchgefahren, nein, im Kraftsportraum wurde zur Sache gegangen.

Dabei nicht gewartet bis der Trainer, Termin war nächste Woche, die neuen Geräte erklärte.

Sondern gleich drauflos.

Das eine neue Gerät sah schon so finster aus.

Aber nein, auf das Bauchgefühl wird nicht gehört.

Es ware eine Beinpresse.

Nicht so, wie die alte, wo man auf Stuhlhöhe saß und das Gewicht mit beiden Beinen nach schräg vorn drückte.

Nein, das war schon eine echte Höllenmaschine, die mich in den Bann zog.

Man saß in einem Schacht schräg nach hinten gelehnt auf dem Boden.

Ich gelangte da nur durch krabbeln hinein.

Und mußte die Beine mit den Gewichten nach schräg oben stemmen.

Ich habe zwar nur die kleinsten schweren Rundgewichte aufgesteckt.

Aber dennoch den Kampf gegen die Schwerkraft verloren.

Das komplette Teil sauste auf mich herab und hieb mir die Knie in die Brust.

Niemand hatte das gesehen, als ich da hilflos und schockiert mittels Rückwärtsrolle heraus gekrochen kam.

Eine Sperre, die leider auch noch ganz nach unten eingestellt war, hatte verhindert, das ich zu Brei gematscht wurde.

Ich ging zitternd in die Sauna.

Ich rollte nach Hause.

Aber als ich später ruhen wollte, war das Ausmaß sichtbar, das ich erst einmal gar nicht einordnen konnte.

Mein Bein war vom Gefühl 1 cm kürzer, nach außen rotiert, ließ sich nicht mehr durchstrecken.

Die Hüfte mit Schambein war komplett taub und ließ sich nicht anfassen.

Mein osteoporotischer Oberschenkelhals dachte ich erschrocken!

Ich kam nicht mehr hoch, ich konnte nicht auftreten.

Ich konnte in kaum einer Position mehr schlafen.

Das Bein ließ sich nicht abwinkeln.

Aber ich weigerte mich zum Arzt zu fahren und beim Orthopäden als Kassepatient hin zu seppeln und einen Röntgentermin als nächstes besorgen zu müssen, der dann in vier Wochen möglich wäre, und dann wieder zurück zum Orthopäden marschieren bzw. rollen.

Ich hatte null Bock auf das Gesundheitssystem.

Bis ich mich gestern durch Anklänge an Vernunft und Einsicht besonnen um 5.00 Uhr erhob, um gegen 8.00 in der Praxis eines neuen freundlichen Orthopäden ganz in meiner Nähe, nicht mehr bei dem arroganten Heini am Kurfürstendamm, wo ich immer durch die ganze Stadt muss, vorstellig zu werden.

Erstaunlicherweise konnte sein Röntgengerät, das immer für Privatpatienten bereit steht, auch für mich eingesetzt werden.

Das war wohl die Kombo MS Symptome und Verletzung, die mir das Wohlwollen einbrachte.

Zum Glück dachte ich dankbar, habe ich ja durch die MS einen Rollstuhl.

Und konnte diesen Orthopäden erweichen.

Und ich erhielt die frohe Botschaft, das doch kein Knochen gebrochen war, auch kein hochporöser Oberschenkelhals.

Aber es ist eine schwere Prellung, die ich bebrüte, meine Becken ist verschoben, mein Bein tatsächlich 1 cm kürzer geworden.

Und alles war nur geschehen, weil ich nicht ins Café gegangen, sondern unbedingt ins Fitnessstudio gehen mußte.

Zu guter Letzt muss ich mir eingestehen, dass meine Einstellung durch meine MS Erfahrung mittlerweile so schlecht war, dass ich niemanden im Medizinbereich mehr vertraute.

Das hat sich wieder verbessert.

Man gibt sich ja doch manchmal Mühe!

Man hatte sogar versucht mich etwas zu mobilisieren.

Irgendwie merke ich, dass ich schon ein bisschen weit abgedriftet war, überhaupt an gar keine Hilfe mehr geglaubt hatte.

Was ich so nicht mehr stehen lassen kann.

Es gibt ganz tolle Ärzte.

Aber nur ganz selten!

Zumindestens habe ich das Röntgenbild.

Bei der Sache selbst haben sie mir viel Geduld gewünscht.

Die ich mit Krimilesen auf dem Balkon ausübe.

Aber morgen muss ich zum letzten heißen Tag ins Seewasser und ein paar Bahnen ziehen.

Koste es, was es wolle.

Egal wie.

Denn dem Sommer ist es egal.

Er hat nicht auf mein Eigentor gewartet.

Er raucht übermorgen einfach ab.

Und es fühlt sich an, als wäre es das allerletzte Mal, das ich ihn erleben kann.

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Tooooor!!!! Hauptsache Spektakel & es geht gut

agno, Samstag, 07. September 2024, 21:57 (vor 31 Tagen) @ kirstenna

Danke für die Geschichte :herzle:

Da lebt man so vor sich hin, als mit Patina verzierte MS-Petroliumlampe. Man hat mal geglänzt, die Flamme war hoch und der Tank war voll, vor langer Zeit.
Der meiste Treibstoff ist weg, die Flamme ist sehr klein...
Noch fünf oder zehn oder zwanzig oder dreißig Jahre???
Irgendwo im Hinterkopf sagt etwas: Agno gib Gas! Mach Spektakel! Ging immer gut! Hat sich toll angefühlt...
Manchmal gibt man nach. *seufz* Meistens geht es gut.
So als Arbeitsmaßnahme für Schutzengel ;-)
Schön dass nichts schlimmeres passiert ist.
Wie man doch dankbar am Leben hängt? :-)
LG agno

--
Weiß nicht, woher ich komm, weiß nicht, wie lang ich bleib, weiß nicht, wohin ich geh, mich wundert, dass ich glücklich bin ...

Tooooor!!!! Hauptsache Spektakel & es geht gut

kirstenna, Samstag, 07. September 2024, 23:36 (vor 31 Tagen) @ agno

Jaja, hängt man, auf jeden Fall.

Als ob man es erst jetzt begreifen kann.

Wo es schon so limitiert ist, da hängt man erst recht dran.

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Eigentor

naseweis ⌂, in meinem Paradies, Sonntag, 08. September 2024, 00:16 (vor 31 Tagen) @ kirstenna

Becken verschoben?
Und jetzt?
Du hast hoffentlich nen guten Osteopathen der das wieder positioniert.

Gute Besserung

--
das Geheimnis der Medizin besteht darin,
den Patienten abzulenken,
während die Natur sich selber hilft (Voltaire)

Sisyphos hatte es auch nicht leicht

Eigentor

kirstenna, Sonntag, 08. September 2024, 18:50 (vor 30 Tagen) @ naseweis

Ich habe einen neuen Physiotherapeuten und hoffe, er kann damit etwas anfangen.

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