Wir Trendsetter (Allgemeines)

MO, Zürich, (vor 13 Tagen)

Wir sind Trendsetter. (Wir = wir MS-Kranken)

Heute Morgen stöhnte meine Pflegekraft: „Diese Tropennächte sind brutal – ich konnte erst um drei Uhr einschlafen!“
Mein erster Gedanke: „Willkommen, Kind, in meiner Welt.“

Je mehr mein Umfeld über die aktuelle Hitzewelle (35 °C!) jammert, desto öfter ertappe ich mich dabei, wie ich innerlich grinse.
Denn ich bin schon bei 26 °C erledigt.
Ob 26 oder 35 Grad – für mein zentrales Nervensystem ist das alles dieselbe bleierne Apokalypse.

Ist das jetzt schon Schadenfreude? Oder bloß Gerechtigkeit?
Vielleicht bin ich ein schlechter Mensch. Aber ich fühle mich… verstanden. Kurz. Unfreiwillig.
Und dann, zack – Ferienbuchungsgespräche.

Mein Versuch, zu erklären „so wie du dich bei 35 °C fühlst, so geht es mir schon bei 26“?
Prallt ab.
Weil’s nicht ins Sommer-Smalltalk-Konzept passt.

Aber heute hatte ich eine Vision:
Sommerhitze Schweiz 2050.
Alle Gesunden mit Eisschals, Kühlwesten und Sprühflaschen, orientieren sich an unseren Anti-Fatigue-Tricks.
Ein paar erinnern sich vage: „Damals hatten das diese MS-Leute schon…“

Und ich? Ich sitze im Schatten, trinke was Kühles – und denke: „Endlich angekommen. Die Menschheit holt auf.“

Fazit: Die Hitze schlägt mir aufs Hirn.
Aber wenigstens mit Stil. Und Zukunftsvision.

Wir sind die Vorhut der Generation Schwitz.
Trendsetter eben.

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Ich liebe den Herbst, dank seinen kühleren Temperaturen erwacht mein Geist.

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agno, (vor 13 Tagen) @ MO

Verstehe ich Dich richtig?
Integration durch gemeinsames Leid?

Ich hatte schon die Idee: MSler, als modernen Diogenes 2.0, zu interpretieren.
Während die Gesellschaft zwischen Verachtung und Mitleid, Krankheit als Ausgrenzung zelbriert. Leiden die Leisungsträger unter der Unmöglichkeit, verkaufte Leistung und gelebte Alltagsliebe zu vereinen.
Mein Trost in jene Regionen wäre: "Das wird erst besser, wenn es schlechter wird" ;-)

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Weiß nicht, woher ich komm, weiß nicht, wie lang ich bleib, weiß nicht, wohin ich geh, mich wundert, dass ich glücklich bin ...

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MO, Zürich, (vor 13 Tagen) @ agno

Ich weiss nicht ob Integration das richtige Wort ist.
Mir fällt einfach auf, wie geübt ich im Umgang mit unangenehmen Situationen geworden bin.

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agno, (vor 12 Tagen) @ MO

Ich habe einen guten Freund, einen Unternehmer. Der meint dass die ganze Welt ein Kindergarten sei und er fühlt sich als "Kindergärtner".
Du scheinst mir pragmatisch das zu tun, was notwendig ist, dass Du das bekommst was Du brauchst.
Wäre schöner, wenn Du weniger brauchen würdest.
thumb up agno

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MO, Zürich, (vor 12 Tagen) @ agno

Ich habe einen guten Freund, einen Unternehmer. Der meint dass die ganze Welt ein Kindergarten sei und er fühlt sich als "Kindergärtner".


Ein ehemaliger Mentor betonte gerne: Wer führt, ist einsam.
Ich sehe da Zusammenhänge zum Kindergartenvergleich deines guten Freund.

Hat er auch eine Meinung oder Antwort zu der Frage: wenn Führungskräfte sich so einsam fühlen, wer zieht dann an den Fäden im Hintergrund? Ist das wirklich bloss alles eine einzige Selbstdynamik?

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agno, (vor 12 Tagen) @ MO

Ich tippe darauf, dass sich ein "Entscheiderleben" einsamer anfühlt, weil 'er' gewohnheitsmäßig-pragmatisch Probleme wie ein Schachspieler analysiert & angeht. Ein früher Scharfrichter der nervigen Zöpfe.
Das ist so ungewöhnlich, da kannst du nirgends deine Gedanken teilen und auf Zustimmung hoffen.
Sind meine Gedanken, aber ich werde fragen.

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IceUrmel, (vor 13 Tagen) @ MO

Hi MO,

den Ausspruch „Willkommen in meiner Welt“ habe ich getätigt, als es um Corona Spätfolgen ging und mir von Erschöpfung und kognitiven Einschränkungen berichtet wurde.

Beliebt habe ich mich damit nicht gemacht, aber das war mir in diesem Fall egal, weil zuvor nicht mal versucht wurde, mich bzw. meine Situation zu verstehen. Hier schwang bei mir auch Schadenfreude mit. Kein schöner Zug von mir, aber so war es.

Bei anderen, die sich empathischer verhalten, kommt bei mir keine Schadenfreude auf. Diese Personen haben mein Mitgefühl.

Meiner Meinung nach ist das mit dem Verständnis für die Lebenswirklichkeiten anderer ohnehin so eine Sache. Selbst bei derselben Erkrankung gibt es diesbezüglich meist viel Luft nach oben unter den „Leidensgenossen“.

Übrigens, bist Du denn der Pflegekraft gegenüber empathisch, die vielleicht nur 3 Stunden Schlaf - dazu vermutlich auch die eine oder andere persönliche Baustelle, von der Du nichts weißt - hat und bei den tropischen Temperaturen trotzdem ganz selbstverständlich ihren Dienst für Dich und andere versieht?

Versteh mich nicht falsch, ich halte Dich wegen solcher Gedanken nicht für einen schlechten Menschen, aber Empathie ist keine Einbahnstraße.

Was ich mir manchmal wünsche, wäre die Möglichkeit kurz einen Körpertausch vorzunehmen. Dies brächte schlagartigen Erkenntnisgewinn und man bräuchte nichts mehr zu erklären.

Liebe Grüße
IU

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MO, Zürich, (vor 12 Tagen) @ IceUrmel

Was ich mir manchmal wünsche, wäre die Möglichkeit kurz einen Körpertausch vorzunehmen. Dies brächte schlagartigen Erkenntnisgewinn und man bräuchte nichts mehr zu erklären.

Geniale Idee!

Übrigens, bist Du denn der Pflegekraft gegenüber empathisch, die vielleicht nur 3 Stunden Schlaf - dazu vermutlich auch die eine oder andere persönliche Baustelle, von der Du nichts weißt - hat und bei den tropischen Temperaturen trotzdem ganz selbstverständlich ihren Dienst für Dich und andere versieht?

Die Pflegekraft ist jung und wird ihren Red Bull Konsum abends wohl einschränken, das ist eine Erfahrungskurve die sie selber machen muss. Aber ja, ich bin höflich zu meinen Pflegern und höre mir ihre Sorgen an, deshalb kommen sie sehr gerne zu mir. (Ich fühle mich manchmal wie ein Psychotherapeut)

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IceUrmel, (vor 12 Tagen) @ MO

Die Pflegekraft ist jung und wird ihren Red Bull Konsum abends wohl einschränken, das ist eine Erfahrungskurve die sie selber machen muss.

Aufgelöste Koffein-Gummibärchen alias Red Bull halten natürlich auch wach. :-D

Aber ja, ich bin höflich zu meinen Pflegern und höre mir ihre Sorgen an, deshalb kommen sie sehr gerne zu mir. (Ich fühle mich manchmal wie ein Psychotherapeut)

Solange es Dich nicht überfordert bzw. Deine Belange aus dem Blick geraten, ist das doch okay. :-)

LG
IU

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