Wege mit MS (?) (Allgemeines)

Boggy, Dienstag, 16.07.2019, 17:44 (vor 1717 Tagen) @ MO

Hallo MO,

der Artikel dreht sich im Grunde um die Frage der Möglichkeit von Krankheitsbewältigung. Wobei das bei MS schon ein schwieriger Punkt ist: die MS hört nicht auf, es gibt also nicht so etwas - nach meiner Einschätzung - wie ein „Ding“, eine Aufgabe, die bewältigt werden kann. Die MS ist nicht geschlossen, hat keine Grenzen.
Was ist, wenn die nächste MS-Einschränkung kommt? Oder der nächste Verlust?
Kann man also bei MS davon sprechen, daß man sie bewältigt hat? Ich kann das nicht beantworten.

MS fordert uns immer wieder heraus, neue Antworten, neue Wege zu finden.
Und wir können nicht vorher schon sagen, ob wir innerlich gut genug ausgerüstet sind, in Psyche, Geist; und ob wir von außen genug Unterstützung bekommen können.
Das ist ein komplexes Geschehen ohne einfache Lösungen.

Habe ich meine MS „akzeptiert“? Ich benutze dieses Wort nicht. Ich sehe, ich bin an MS erkrankt. So ist es. Insofern sage ich „JA“; aber ich bestätige damit nur die Existenz von etwas, das zu leugnen ja unsinnig wäre.

Das sagt noch überhaupt nichts darüber aus, ob es mir damit gut geht oder schlecht.

Und ich versuche bei allem, was mit mir geschieht, eins mit mir zu bleiben. Ich lehne nichts ab, auch die dunklen oder unheilvollen Aspekte meiner selbst nicht.
Ich bemühe mich, das zu tun, was der vietnamesische buddhistische Mönch und Lehrer Thich Nhat Hanh so beschreibt: Gib diesem Aspekt mitfühlende Achtsamkeit als Begleiter mit auf den Weg.
Wenn Angst kommt, kommt Angst. Das ist Angst. Wenn Verzweiflung kommt, kommt Verzweiflung. Das ist Verzweiflung. Wenn Freude kommt, kommt Freude. Das ist Freude.

Ich befürchte, ich kann mich heute nicht ausreichend verständlich machen. Und ich weiß auch nicht, ob ich Deinem Beitrag und Deinen Gedanken gerecht werde. Ich bin zu müde.

Was mir hilft, z.B.:
Sonntagabend habe ich nach langer Zeit mal wieder den Film "Der Club der toten Dichter" von Peter Weir gesehen. So anrührend, und auch traurig, und gleichzeitig großartig.
Da wird aus Henry David Thoreaus "Walden" zitiert:

(meine Übersetzung:)
"... damit ich nicht, wenn ich sterben muß, entdecke, daß ich nicht gelebt habe. Ich hatte nicht den Wunsch, etwas zu leben, das nicht Leben war, leben ist so wertvoll; auch wollte ich nicht in Resignation verfallen, außer daß es recht notwendig sei. Ich wollte tief leben und alles Mark des Lebens aussaugen."

("... and not when I came to die, discover that I had not lived. I did not wish to live what was not life, living is so dear; nor did I wish to practise resignation, unless it was quite necessary. I wanted to live deep and to suck out all the marrow of life.")

Ich untersuche jede Nische in meinem Leben, ob dort noch lebendiges Leben für mich zu finden ist. Und hole es dann mit Freude zu mir her.
Und solange es so etwas noch für mich gibt, kann ich(+MS) auch noch weiter gehen.

Gruß
Boggy

--
Um unserer persönlichen und gesellschaftlichen Freiheit willen müssen wir immer wieder die Saat des kritischen Verstandes und des begründeten Zweifels säen.

Tags:
Krankheitsbewältigung


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