Stammzelltherapie als Option (Therapien)

Marc @, Samstag, 23.11.2019, 12:14 (vor 1618 Tagen) @ carp27

 Die akkumulierten Vorfälle der Krankheitsprogression waren 16.7% 8 Jahre nach HDIT + AHSCT. Geschätztes Überleben ohne Vorfälle bei einer durchschnittlichen Nachfolgeuntersuchung nach 48.9 Monaten war 80%: 83.3% bei "relapsing/remitting" schubweiser MS..

Daraus geht hervor, dass 8 Jare danach über 80 % keine Verschlechterung hatten.
Ist dass in deinen Augen nicht überzeugend ?

Bin auf deine Meinung gespannt, solche Zahlen findet man in keiner DMT Studie und lässt in meinen Augen schon auf einen kurativen Ansatz schliessen?

OK. Ist zwar eigentlich kein Thema, zu dem ich noch etwas nennenswertes beisteuern könnte, aber wenn irgendwo Zahlen herumgeschubst werden, dann doch wenigstens ein paar solidere.

Ich glaube schon, daß diese Klinik in Moskau redlich ist, würde aber dennoch mich nicht nur auf Studien von lokalen russischen Hämatologen verlassen wenn ich mir eine 50K€ Chemo mit Verlust meines kompletten Immunsystems antun würde.

Eine internationale Studie aus der Neurologie an über 25 Zentren in 13 Ländern gibt ein eher durchwachsenes Bild: „The 5-year probability of progression-free survival as assessed by the EDSS score was 46%“ In manchen kleineren Studien z.B. an einem Zentrum in Kanada gibt es zwar auch etwas positivere Ergebnisse: „The primary outcome, multiple sclerosis activity-free survival at 3 years after transplantation was 69.6%“, der Tenor ist aber eigentlich überall gleich:

Letztendlich hat eine HSCT die Wirkung einer - sehr starken - Immunrekontruktionstherapie mit allen Vor- und Nachteilen. Damit müßte sie gedanklich eigentlich in die Kategorie von Cladribin, Ocrevus, und Lemtrada eingeordnet werden wobei diese Reihenfolge die zunehmende Stärke der Therapie widerspiegeln sollte. Genauso wie bei den anderen IRTs gibt es zwar Belege für einen mittelfristigen Stillstand der entzündlichen Aktivitäten bei vielen Patienten aber nach wie vor keinen Nachweis, dass damit vorhandene Einschränkungen Rückgängig gemacht werden können bzw. daß damit eine „Heilung“ eingetreten wäre.

Wie bei der HSCT Therapie mittlerweile klar erwiesen werden konnte, sind bessere Ergebnisse klar mit jüngerem Alter, geringeren vorhandenen Einschränkungen und einem ausschließlich entzündlichen Krankheitsbild verbunden. In solchen Szenarien hat der Körper schließlich noch die vollen neuronalen Reservekapazitäten bzw. Neubildungsfähigkeiten um vom Aussetzen der Entzündungen zu profitieren.

Im Umkehrschluß sollte man sich vor einer Entscheidung zu HSCT auch überlegen, ob so ein Eingriff auf dem Spektrum der möglichen Therapieoptionen wirklich die geeignetste ist. Andere IRTs produzieren zwar aus einer Studiensicht eine leicht geringere Effektivität, sind aber mit deutlich weniger Einschränkungen und Kosten verbunden.

Letztendlich mußt du dir bei deinen Überlegungen auch über den gedanklichen Paradigmenwechsel beim Therapieansatz klar werden:

Die Empfehlung vom Prof. in Moskau, daß Patienten sich möglichst früh für eine HSCT Behandlung entscheiden sollten, ist eigentlich identisch zum Dogma mancher Neurologen, den Patienten nahezu legen, möglichst früh direkt von sogenannten „Basistherapien“ auf stärkere Therapien umzusteigen.

Wenn du also nicht an „Hit hard and early“ glaubst, dann solltest du dir über eine Heilung durch HSCT eigentlich keine weiteren Gedanken machen...

Wenn du jedenfalls noch auf der Suche nach einem realistischen Patientenerfahrungen bist, dann würde ich die Berichte von Puls im SRF ansehen. Dort wurden HSCT Patienten in mehreren Sendungen teilweise jahrelang begleitet und es kamen immer auch alle Seiten zum Thema zu Wort.


gesamter Thread:

 RSS-Feed dieser Diskussion

powered by my little forum