Aus Grau wird Bunt (Straßencafé)

IceUrmel, (vor 2006 Tagen)

Da neulich der Wunsch geäußert wurde, mal von etwas Nettem zu schreiben, fiel mir diese Begebenheit wieder ein:

Vor einiger Zeit drängte ich im Regen durch die graue Stadtkulisse – die mühsam in Form geföhnte Frisur löste sich nicht nur in Wohlgefallen auf, sondern verwandelte sich in ein groteskes frizzeliges Etwas, und ich schimpfte innerlich mit mir, mich überhaupt dieser Mühsal unterzogen zu haben, wo doch klar war, dass es regnet und ärgerte mich alsbald darüber, dass ich mich über mich ärgerte.

Bestenfalls mäßig gelaunte Mitmenschen hasteten an meinem grimmigen Ich vorüber, so, wie eben dieses Ich über das nächste steinerne, blumenarme Areal eilte, aus dem nicht mal ein bunter Regenschirm ragte, um den grauen Vorhang der Tristesse etwas aufzulockern.

Vielleicht lag meine schlechte Laune auch nicht alleine am Wetter und der verschwendeten (Föhn-)Energie, sondern zugleich am Ziel: der Hausbank (womit leider nicht die, in der Mehrzahl hölzerne, Sitzgelegenheit gemeint ist), mit der es einige Dinge zu klären gab.

Wie dem auch sei, das einzig Gute war, dass die ansonsten enorme Staubfluten produzierende Baustelle vor dem zu querenden Platz mich aufgrund der Wetterverhältnisse dieses Mal nicht in eine graue Eminenz verwandelt hatte.

Als der Platz fast überquert war, vernahm ich unvermutet von vorne, noch von der angrenzenden Häuserecke verdeckt, ein fröhliches Kinderbrabbeln und kurz darauf bog eine etwa Zweijährige in quietschbunter Regenkleidung um die Ecke.

An der linken Hand zog sie ihren Vater zum nahegelegenen Gully, freute sich über das abfließende Wasser, streckte dann die Nase gen Himmel und quittierte die Wassertropfen auf ihrem Gesicht mit weiteren entzückenden Lauten und strahlte und lachte die graue Kulisse einfach weg.

Meine schlechte Stimmung nahm sich ein Beispiel und verschwand augenblicklich, ließ dafür aber einen Muskelimpuls da, der den Mundwinkeln signalisierte: Freunde, es gibt nur eine Richtung und zwar aufwärts.

Und dann kam das Beste: sie sah zu mir herüber, gab einen weiteren Jauchzer von sich, lachte und winkte mir zu (öffnete und schloss die freie Hand - wie kleine Kinder eben winken), gerade so, als ob wir uns kennen würden.

Was soll ich sagen: mein Herz ging endgültig auf, ich lachte und winkte zurück und war ganz erfüllt von dieser wunderbaren Begegnung.

Dieser Zustand hielt übrigens den ganzen Tag an, und jetzt, wo ich das für euch aufschreibe, fühle ich mich wieder ziemlich beschwingt.

Liebe Grüße

IU

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