Sorry seems to be the hardest…, Fadfinder und die Impfung im Kopf (Straßencafé)
Ich bilde mir nicht ein, die Wogen glätten zu können, denn es geht gar nicht darum, dass jemand in einem logisch-mathematischen Sinn Recht hat und ein anderer Unrecht. Und trotzdem wird immer wieder versucht, dem anderen nachzuweisen, was er missinterpretiert, falsch verstanden oder gar nicht erst wahrgenommen hat.
So entsteht leicht der Eindruck, auf der einen Seite stünden wackere Rationalisten, die ihren Standpunkt mit guten Gründen verteidigen, auf der anderen entweder ein wenig naive Menschen, die sich von Gefühl und Wellenschlag leiten und mitreißen lassen, oder gar böse Menschen, die die unklare Situation in ihrem Interesse ausschlachten wollen.
Ich glaube, es geht gar nicht um Logik und gute Gründe, sondern um in uns angelegte und verfestigte Werturteile, die man - ja nach Gusto - Vorurteile nennen kann. Was ich jetzt ausführen werde, bezieht sich auf einen (meiner Ansicht nach) unveröffentlichten Aufsatz von Karl Popper, der den Titel hat: 'Über die Quellen unserer Unwissenheit'.
Die Ausgangssituation scheint folgende zu sein: In der Corona-Krise zeichnet sich ab, dass weltweit immer mehr Menschen erkranken und zum Teil auch versterben. Virologen sind sich sicher, dass die Krankheit ansteckend ist und sich exponentiell ausbreitet. Die Folge wäre, dass ich kurzer Zeit so viele Menschen ernsthaft erkranken würden, was eine Überlastung der Intensivstationen zur Folge hätte.
Auf der anderen Seite stehen Menschen, die diese Gefahr zwar auch sehen, aber den Eindruck haben, die Erkrankung verlaufe nicht so bedrohlich, wie es von denen in der ersten Gruppe behauptet wird, und die Gefahr, dass es zu einer Überlastung der Krankenhäuser käme, werden zumindest in Deutschland überschätzt.
Zugespitzt wird die Problematik dadurch, dass es Gründe dafür gibt anzunehmen, eine Verharmlosung würde schlimme Konsequenzen nach sich ziehen. Was also soll man tun? Soll man für einen beschimpfen als hoffnungslose Weltfremde, die von der Mathematik unbeleckt sind und ihre Augen vor den Nachrichten verschließen, oder gar behaupten, sie hätten niedere, populistische Gründe das Gegenteil zu behaupten bzw. würden sich in ihrer besserwisserischen Rolle gefallen wie ein Pfau.
So stellt sich mir die Situation dar, und ich räume gleich zu Beginn ein, dass mich ein Punkt quält: Man muss ja verrückt sein, wenn man alle anderen für verrückt hält, und sich selbst für vernünftig!
W.W.