MS - heilbar, verbesserbar, oder chronisch-progredient? (Therapien)

W.W. @, Montag, 09.11.2015, 15:44 (vor 3092 Tagen) @ motorschiffbesitzer

Ich gebe zu, dass ich aus Platons 'Sophistes' zitiert habe. Es geht dabei um die begründete Meinung. (Wenn man jemandem sagt, wo es nach Larissa geht, sollte man das nicht einfach so behaupten, sondern begründen können.)

Damit meine ich, dass es eine Korrespondenztheorie der Wahrheit (also die Übereinstimmung des Gesagten mit der Wirklichkeit) nicht geben kann, denn wir kennen die Wahrheit ja nicht. Da tut nur der liebe Gott. Das einzige, was wir können, ist, eine Meinung gut zu begründen.

Ich weiß z.B. nicht, in welchem Prozentsatz eine MS 'gutartig' verläuft, aber ich möchte anführen, was ich für eine gute Begründung halte, wenn ich sage, die MS verlaufe wesentlich günstiger als die Statistiken besagen.

1. Obduktionsstatistiken (Gilbert 1983; Georgi 1961) besagen, dass auf jede diagnostizierte MS eine 'stumme' MS kommt. Das hei0t, auf jeden diagnostizierten MS-Fall kommt einer, der so milde verläuft, dass er sich dem klinischen Nachweis entzieht. Anders gesagt: Vor Einführung der Kernspintomographie verlief die Hälfte aller MS-Erkrankungen stumm.

2. Die Olmstedt-County-Studie (Neurology 2004)ergab ein erstaunliches Resultat: In Olmstedt wurden 162 MS-Patienten erfasst. Alles bis auf 1 Ausnahme konnten nach 10 Jahren nachuntersucht werden. Für die gesamte Gruppe betrug die durchschnittliche Verschlechterung 1,0 EDSS-Punkte. Man beachte: 1,0 EDSS-Punkte in 10 Jahren!

3. Es erscheint mir einleuchtend, dass eine MS umso häufiger diagnostiziert wird, je schwerer sie verläuft, und umso seltener, je gutartiger sie ist. Das muss zu einer Verzerrung der Statistik (die sich ja auf sogenannte 'harte' Zahlen stützt) zugunsten von schlecht verlaufender MS führen.

Das halte ich für zwar nicht unangreifbare, aber gute Begründungen. Aber es gibt Leute, die sagen, ein gutartiger Verlauf sei nicht der Rede wert, weil keiner wüsste, wie häufig er wäre. Ich vermute, dass MS-Gesellschaften dazu neigen, den Verlauf der MS schlechter darzustellen, als er in Wirklichkeit ist, indem sie die Statistiken, die ihr Vorurteil bestätigen, hoch loben, und die anderen, die ihrer Meinung widersprechen, schlechtmachen.

Ich denke, dass diese Zahlen getrickst sind und Neubetroffene in die Arme von Krankenhäusern, zertifizierte Neurologiepraxen und in MS-Vereine treiben.

W.W.


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