Stiftung Warentest: Medikamente (Therapien)

tournesol @, Sonntag, 06.02.2022, 13:03 (vor 809 Tagen) @ W.W.

Ich halte die Empfehlungen der Stiftung Warentest für bedenklich. Es wird der Eindruck erweckt, es sei wissenschaftlicher Konsens, dass man 1. eine MS so früh wie möglich medikamentös behandeln solle, weil man auf diese Weise die Zahl und Schwere der Schübe verringern könne und damit den Krankheitsverlauf verzögern, wenn nicht sogar aufhalten könne.

2. wird in Aussicht gestellt, dass, wenn das erste Medikament nicht ausreichend wirken sollte oder sogar der Eindruck entstehe, es sei unwirksam, dass dann eine ganze Palette von weiteren Medikamenten zur Verfügung stehe, um das wenig wirksame Medikament durch wirksamere zu ersetzen.

3. werden mögliche Misserfolge nicht in Frage gestellt, aber darauf hingewiesen, dass die Wirksamkeit der Medikamente in großen Studien belegt und den Nebenwirkungen überlegen sei.

Ich halte alle 3 Behauptungen für falsch und durch geschickte Studienmanipulation und -interpretation werden anscheinend überzeugende Daten erhoben, die in Fachzeitschriften veröffentlicht werden können und auf diese Weise die Ärzte überzeugen. Ich fürchte, dass die Statistiker der Pharmaindustrie mindestens ebenso gut sind wie die Statistiker der Pharmaskeptiker.

Ich glaube, dass der MS-Verlauf durch die MS-Medikamente in keiner Weise gemildert wird, und dass, wenn 100 Betroffene gleich nach Diagnosestellung mit einer so genannten Basistherapie (BT) behandelt würden und man würde sie mit 100 anderen MS-Betroffenen vergleichen, die sich gegen eine BT entscheiden, dann wäre nach 10 Jahren kein signifikanter Unterschied zwischen beiden Gruppen nachweisbar.

Wenn jemand hier über eine solche Studie berichten könnte, dann könnten wir ja gemeinsam darüber diskutieren, ob die BT wirksam ist oder nicht.

Wolfgang

Deinen letzten Satz halte ich für ganz falsch. Es gibt nicht die BT und es gibt nicht den MSler. Somit gibt es nichts gemeinsam zu diskutieren. Da stimme ich meiner Neurologin zu, dass die MS-Therapie eine individuelle Entscheidung ist.

Deshalb halte ich auch diese Bewertung der Stiftung Warentest mit Noten für MS-Medikamente wie 'bedingt empfehlenswert' für nicht empfehlenswert.
Erst mal kommt es auf die genauen Kriterien der Bewertung an. Da kann schon bei normalen Produkten Stiftung Warentest zu ganz anderen Ergebnissen kommen als Ökotest, wenn z.B. ein Waschmittel zwar sehr gut Flecken entfernt, aber umweltschädliche Bestandteile enthält.

Die Bewertung von Dimethylfumarat habe ich mir genauer angeschaut, weil ich damit Erfahrung habe.

'Der Wirkstoff Dimethylfumarat wird bei multipler Sklerose als Tablette eingenommen. Bisher wurde der Wirkstoff als Bestandteil eines Kombinationsmittels zur Behandlung der Schuppenflechte eingesetzt. Studien mit MS-Patienten konnten inzwischen zeigen, dass durch eine Behandlung mit Dimethylfumarat über zwei Jahre die Zahl der Schübe verringert wird.

Es müsste heißen: ... die Zahl der Schübe statistisch verringert wird.

Ob sich auch Behinderungen hinauszögern lassen, ist nicht ausreichend nachgewiesen. Auch wie die Wirksamkeit im Vergleich zu Interferonen oder Glatiramer einzuschätzen ist, ist noch unklar. Das Mittel kann die körperlichen Abwehrkräfte schwächen und in Einzelfällen zu einer schwerwiegenden Virusinfektion des Gehirns führen (progressive multifokale Leukenzephalopathie, PML). Es gilt daher als "mit Einschränkung geeignet".'

Wie bei den anderen Medikamenten sollten sie von 'möglichen' Nebenwirkungen schreiben um nicht den Eindruck zu erwecken, dass sie bei jedem auftreten. Deshalb haben viele, wie in Forenbeiträgen zu lesen ist, Angst vor MS-Medikamenten. Bei mir und auch bei anderen Forenschreibern hat Tecfidera die körperlichen Abwehrkräfte nicht geschwächt, eher im Gegenteil.
Außerdem sollten sie, anstatt Tec mit 'Einschränkung geeignet' zu bewerten, darauf hinweisen, dass regelmäßige Kontrolle der Blutwerte nötig sind, wodurch das Risiko schwerer Nebenwirkungen wie einer PML stark verringert wird.

Ich halte diesen Beitrag der Stiftung Warentest für geeignet um sich einen Überblick zu verschaffen, welche Medikamente auf dem Markt sind und für einen selbst in Frage kommen, wenn man eine medikamentöse Behandlung für sich nicht ausschließt, aber nicht für die individuelle Entscheidung für ein bestimmtes Medikament. Da müsste man sich die möglichen Wirkungen und Nebenwirkungen der in Frage kommenden Medikamente genauer ansehen. Ob es für einen selbst wirklich geeignet ist, kann man dann letztendlich nur durch Ausprobieren feststellen.


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