Die MS ist keine psychosomatische Krankheit! (3. Fassung) (Allgemeines)
(Fortsetzung)
Nehmen wir z.B. einen ganz normalen Autounfall: Kann man sich nicht vorher gestritten haben, und in etwas angetrunkenem Zustand nachts nach Hause gefahren sein? Und es regnet und ist nebelig und dann kommt einem jemand in einer Kurve entgegen, der nicht rechtzeitig abblendet. Es kommt also vieles zusammen: Nebel, glitschige Straße, das verspätete Abblenden -, aber auch der Alkoholpegel im Blut und natürlich auch der Ehestreit.
Ich glaube, das ist fast immer so, wenn etwas passiert, dann ist es ein unüberschaubares Durcheinander von Ursachen, teils physikalischer Art, aber oft auch psychischer Natur. Ein Autounfall ist natürlich nicht rein psychisch, aber er hat gar nicht ganz so selten psychische Anteile. Ursachen in Reinkultur gibt es nur im Physiksaal! Aber auch hier gibt es Unfassbares: Wie der Physiklehrer drauf ist! Oder wie geschickt man ihm einen Streich spielt!
Wie unterscheiden sich Ursachen von auslösenden Ereignissen?
Ich möchte an dieser Stelle noch etwas verweilen. Es gibt die Annahme, die wirkliche Ursache für einen Theaterbrand sei, dass der Kopf eines Streichholzes so lange an einer rauen Fläche gerieben wurde, bis er entflammte. Hinzu kommt eine Liebesaffäre zwischen dem jugendlichen Helden und einer schon etwas älteren Schauspielerin. Ich behaupte: Die wirklichen Ursachen sind völlig uninteressant, viel interessanter ist das, was man als auslösendes Ereignis bezeichnet. Dasselbe gilt dafür, wenn jemand einen anderen erschießt. Nur ein Idiot würde meinen, der Mord hätte etwas damit zu tun, dass jemand eine Revolverkugel in Bewegung setzte, weil er auf einen Abzughahn gedrückt hat.
Meine Hirnblutungen waren natürlich psychosomatisch bedingt!
Ich will aufrichtig sein, darum dieses sehr persönliche Beispiel: Ich bin sicher, dass meine Hirnblutungen auf einem seit langer Zeit sehr hohem Blutdruck beruhten, und dieser hohe Blutdruck auf beruflichem Stress. Beruflicher Stress ist für mich etwas Psychisches, auch deswegen, weil ich irgendwie mit ihm umgehen kann: Ich kann ihn vermeiden, aber ich kann ihn auch ignorieren und weitermachen, wie bisher.
Ich habe weitergemacht wie bisher, bis mich die 1. Hirnblutung erwischte, ich die flüchtige Sprachstörung ignorierte, beim Baden in einem Teich die 2. Hirnblutung bekam, eintrübte und operiert wurde, woran ich mich aber nicht mehr erinnere. Ich bin also mit meinem Hochdruck (von dem ich wusste!) falsch umgegangen, und ich habe mich zunächst mit meinen Hochdruckmedikamenten geirrt, weil ich gedacht habe, ich würde sie nicht mehr brauchen, wenn ich keinen Stress mehr hätte. Aber das war ein Irrtum! Ein Bluthochdruck, der zu lange besteht, verselbstständigt sich und wird dann unabhängig von Stress.
Seitdem das alles überstanden ist, ich berentet bin, treu und brav eine halbe Tablette Bisoprolol jeden Morgen einnehme, keinen Alkohol mehr trinke und jeden Tag spazieren gehe und mittags ein Stündchen ruhe, sieht man mir nichts an, ich habe nur diese vorzeitige Ermüdbarkeit nach 3-4 Stunden und bin weniger belastbar, (z.B. kann ich nur noch mit Mühe Bücher oder Artikel schreiben, weil ich schnell den roten Faden verliere).
Ich habe darüber so ausführlich berichtet, um klar zu machen, was ich unter 'psychosomatisch' verstehe: dass sich eine Krankheit aus der Lebenssituation heraus entwickelt, und dass man, wenn man das begreift, etwas dagegen tun kann! Das gilt natürlich genau so gut für den Herzinfarkt, aber auch für das Rheuma und die MS.
...
(Ende 2. Teil)
W.W.