Ist es schwer, die Grenze zu finden? (Allgemeines)

W.W., (vor 3405 Tagen) @ W.W.

Und eine letzte Bemerkung: Könnte die Zahl der gutartigen Verläufe nicht doch auch eine Botschaft für die beinhalten, die es schwerer getroffen hat? Eine heikle Frage, die mit Samthandschuhen ange

... Wie ich mit Schrecken feststelle, habe ich ja meinen Satz gar nicht zu Ende geschrieben. Es ist tatsächlich eine heikle Frage, die mit Samthandschuhen behandelt werden muss. Wie immer steht die Schuldfrage im Raum und hat sich nur irgendwo unter dem Sofa versteckt.

Wenn es eine 'gutartige MS' gibt, und die gibt es imho in mehr als der Hälfte der Fälle, kann man dann etwas dafür, wenn man eine bösartige MS hat? Ich würde mich gern um diese Frage drücken und sagen, dass ich es nicht weiß.

Ich weiß es tatsächlich nicht, aber ich kann etwas dazu sagen, was meine Erfahrungen und Vermutungen betrifft. Aber das ist ein heikles Unterfangen. Habe ich schon einmal jemanden behandelt, dessen MS schlimm verlief, aber der ein völlig normales Leben führte? So eins wie du und ich? Ich weiß es nicht, neige aber zu der Ansicht, dass es nicht so gewesen ist. Aber das könnte eine nachträgliche Erinnerungstäuschung sein.

Und noch eins: Kann aus einem reversiblen Zustand ein irreversibler werden? Kann es sein, dass man zu Beginn einer Erkrankung noch vieles selbst in der Hand hat, dass sich die Krankheit mit der Dauer ihres Bestehens so verfestigt, dass sie chronisch, irreversibel und unbeeinflussbar wird?

Ich glaube: Ja, das gibt es. Mit meinem Bluthochdruck war es vermutlich so. Anfänglich hätte ich ihn mit einer gesunden Lebensweise in den Griff bekommen können, aber später hat er sich 'verselbstständigt'. Aber auch das ist eine reine Vermutung!

Und bei der MS? Ich glaube(!) auch, dass sie sich mit der Zeit 'verselbstständigen' kann. Andererseits je länger wir etwas 'falsch' machen, desto schwerer fällt es uns zu erkennen, was 'richtig' ist!

Kann ein Psychotherapeut helfen? Ja, wenn er gut ist und Sie aufrichtig zu ihm sind. Er kann Ihnen sagen, wo Sie möglicherweise irren, aber wenn er Ihnen anbietet, sie wieder sanft auf die 'rechte' Bahn zu lenken (möglicherweise sogar unter Zuhilfenahme eines SSRI), dann ist Vorsicht geboten.

Er kann Ihnen sagen, was Sie möglicherweise ändern müssen, aber ändern müssen Sie es selbst. Und Sie müssen auch akzeptieren, dass er Recht hat, wenn er Recht hat. Dieses Eingeständnis kann sehr schwierig sein. Es lohnt sich in aller Regel mit einer guten Freundin darüber sprechen. Das ist oft hilfreicher als die 'helping hand' des Therapeuten, der dafür bezahlt wird.

W.W.

PS: Ist das eigentlich so pechkohlrabenschwarz, was ich schreibe? Muss man sich darüber so schrecklich aufregen?:confused:

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