nach Weihnachten: Buchtipp (Straßencafé)

W.W. @, Donnerstag, 30.12.2021, 14:07 (vor 810 Tagen) @ agno

Um zu zeigen, dass die "Rechnerei" ganz einfach ist:


Von solchen Rätseln kriegt man Kopfschmerzen“, meinte
Michelle. „Ich erzähle jetzt einmal ein ganz einfaches.“

„Da bin ich ja mal gespannt“, meinte Lena und Michelle begann:
„In einem Glas ist Rotwein, in einem anderen Weißwein.
Man gibt einen Löffel voll Rotwein in den Weißwein, und
dann einen Löffel von dem Gemisch in den Rotwein. Ist nun
mehr Rotwein im Weißwein oder mehr Weißwein im Rotwein?“

„Das soll einfach sein?“ Geerd war entrüstet. „Da kann man
ja stundenlang herumrechnen, wie die genauen Mischungsverhältnisse sind!“

„Das kann man natürlich machen“, sagte Michelle, „aber das
Schöne ist, dass man für die Lösung kein bisschen Mathematik braucht.“

Man sah, wie Geerd sich bemühte, es den anderen gleichzutun und das Problem systematisch zu durchdenken.

„Es gibt also nur zwei Möglichkeiten“, sagte er schließlich,
„entweder ist mehr Rotwein im Weißwein oder mehr Weißwein im Rotwein. Wenn man aber mit dem ersten Teelöffel reinen Rotwein in den Weißwein tut, dann stellt man ja eine
Mischung her und folglich transportiert man mit dem zweiten Teelöffel ein Gemisch aus Rot- und Weißwein zurück. Die Sache ist also ziemlich klar, dass mehr Rotwein im Weißwein ist.“

Wir sahen Michelle an: „Hat er Recht?“

Ausweichend sagte sie: „Man kann sich doch eine noch einfachere Lösung vorstellen: Das Rotweinglas ist mit roten und das Weißweinglas mit weißen Murmeln gefüllt. Wenn man
zusätzlich davon ausgeht, dass jeweils nur zwei Kugeln auf einen Löffel passen, dann wird man in jedem Fall erst einmal zwei rote Murmeln in den Weißwein geben. Und dann hat
man drei Möglichkeiten…“

„Man kann genau dieselben zwei wieder zurück tun“, rief ich
dazwischen, „was zwar unwahrscheinlich, aber theoretisch
denkbar ist, und dann ist keine rote Kugel im Weißwein und
keine weiße im Rotwein.“

„Warte", fiel mir Lena ins Wort. "Jetzt ist mir alles klar.“
Sie atmete hörbar ein und fuhr fort: „Zweitens kann man eine rote und eine weiße Kugel zurücktun, dann ist eine weiße im Rotwein und eine Rotwein und eine rote im Weißwein.
Oder man erwischt zwei weiße Murmeln und dann sind zwei
weiße im Rotwein und zwei rote im Weißwein.“

„Dann bleibt es sich ja in jedem Fall gleich", wandte Geerd
ungläubig ein, „aber das kann ja gar nicht sein! Schließlich
ist es ja nicht egal, ob man umrührt oder nicht! Ich glaube,
der Trick ist, dass nur zwei Kugeln auf einen Teelöffel passen. Nehmen wir einmal an, es wären zehn.“

„Und dann?"

„Dann würde man zehn rote Kugeln in den Weißwein tun,
und schließlich z.B. sieben weiße und drei rote Kugeln zurück, was ja auch der Wirklichkeit viel näher kommt.“

„Und dann?“

„Dann wären sieben weiße Kugeln im Rotwein und sieben
rote Kugeln im Weißwein“, begann Geerd siegesgewiss,
aber dann schwieg er betroffen.

„Egal“, räumte er dann ein. „Auf jeden Fall ist ein Trick dabei.“
...

W.W.


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